Montag, 12. April 2021

MANI MATTER

«Es bleibt das Staunen und der Respekt, was alles sich in diesem jungen Kopf zutrug, wie ausgereift manche Sätze wirken und um was für einen Autor wir betrogen wurden, der gerade erst im Werden war. Wir ahnen: Da wäre noch viel gekommen , da hätte sich einer eingemischt und zu Wort gemeldet.» – Abgesehen davon, dass ich mit 36 nicht mehr als ‹junger Kopf› hingestellt werden mochte – ein Alter, in dem ein anderer Musikmacher mit intensiven Texten, Roger Waters, bereits ‹The Dark Side of the Moon›, ‹Wish You Were Here›, ‹Animals› und ‹The Wall› geschrieben hatte –, bin ich mir auch über Letzteres nicht so sicher: Denn was für Gefühle sollen das sein, wenn Mani Matter im Auswahlband aus all seinen gesammelten Nachlassmaterialien auch schreibt: [Nur] [v]ielleicht [...] zeige [ich] Euch etwas oder Leute, die nachts ihre Vorhänge schliessen, / sollte man kraft Gesetzes erschiessen, wenn nicht solche der nicht stetig vorhandenen Mitmenschenliebe? Eher von schon früher als mit 36 auftretenden, hin und wieder sogar abstoßenden Gefühlen anderen Menschen gegenüber ... Eine Einzelerscheinung in seinem Werk (obwohl schon zwei Beispiele daraus)? Aber was sollte denn das: Ich hasse sie alle, sie, / die Leute mit Energie! – ?

Mani, der brave Mensch und Bürger? – Vielleicht wollte er sich gegen Ende des Lebens sogar von seiner Frau trennen: Du bleibst auf der Strasse stehn / und denkst: Wohin denn? Ich lebe! / [...] Mehr als leben kann man nicht, / und das tue ich ja. / – – und lachst einem Mädchen ins Gesicht. – // Das Mädchen – das Mädchen errötet. / [...] Und dann gehst du weiter. Und wenig später / wirst du in einem Unfall getötet ... Ob das nicht in absoluter Kurzform sagt: Ich merkte, dass ich lebe; ich möchte nochmals eins dieser jungen Mädchen lieben. Aber irgendwie geht es nicht. Drum werde ich mich mit dem Auto töten ... Denn Sterbliche Füsse / kommen nicht weit / sterbliche Füsse / kommen nicht weit ...

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