Sonntag, 31. Oktober 2010
Der Reporter, der sich eingeschlichen hatte, schreibt in seinem Bericht über den ›Anti-Feminismus-›Kongress‹‹: »Allgemein dominieren bei den Männern unüberlegte Frisuren, zu weite Lederjacken oder pastellfarbene Windjacken, und die meisten Schuhe sehen aus, als seien sie aus einer Ausverkaufs-Auslage bei Dosenbach gefischt worden. Die hohen ästhetischen Ansprüchen, die Kuhn an die Damen stellt, werden beim Anti-Feministen-Treffen kaum erfüllt.« – Ob die beschriebenen Typen nicht alle einfach Undercover-Journalisten waren, die sich nun gegenseitig beschreiben?! Und René Kuhn und seine paar Sitz-Front-Mannen also die Einzigen, die wirklich der Sache wegen dort waren … ?
Samstag, 30. Oktober 2010
Freitag, 29. Oktober 2010
2007 gaben bei den Nationalratswahlen 48,5 Prozent der Stimmberechtigten in der Schweiz eine Stimme ab. 29 Prozent stimmten für die SVP. 29 Prozent von 48,5 Prozent, das sind 14,065 Prozent: Das also ist der Anteil der Schweizer in der Schweiz; denn alle anderen sind für die SVP keine Schweizer mehr: »Bei den Bundeswahlen sagt man JA zur Schweiz und wählt also die SVP, oder man sagt NEIN zur Schweiz und zum Schweizer-Sein.« Aha. Und was ist mit den anderen 85,9 Prozent? Sind wohl alles minderwertige Menschen, Menschen zweiter Klasse, wie?! (Wie dumm sind die eigentlich?)
Donnerstag, 28. Oktober 2010
Die Schweiz: Finanzinstitute, wo die großen Gelder aus den Krisengebieten der Weltpolitik eintreffen; oder eine Autobahnraststätte, an der die 40-Tonnen-Laster Europas vorbeidonnern. Auf seiner Oberfläche aber spricht das heile Lied vom Vaterland vom Gegenteil, vom sauberen Chalet auf schönem Hügel, das gegen alles, was von draußen hereinwill, tapfer verteidigt wird. Ist das nicht peinlich: Das Hochhalten von hehren Freiheitsidealen, die im Lärm der Marktwirtschaft untergehen … ?
Mittwoch, 27. Oktober 2010
Als die Theater Friedrich Dürrenmatt zu schneiden begannen, sagt Peter von Matt, machte er sich den eigenen runden Kopf zur Schaubühne und pfiff auf die Intendanten. Konsequent heisst das für den Schriftsteller: Wenn er nicht beachtet wird, soll er den eigenen Kopf zur Welt machen und auf die ganze Menschheit pfeifen.
Dienstag, 26. Oktober 2010
Montag, 25. Oktober 2010
Man soll niemanden für geisteskrank halten, der in voller Absicht eine schäbige und unglückliche Vergangenheit von sich abschält und durch eine brillante Erfindung ersetzt: Von diesem Gesichtspunkt wird eine Ablehnung Freuds verständlich; und wäre damit nicht die Dichtkunst, als Entwurf einer besseren Gegenwelt im Angesicht des Entsetzlichsten, eine ständige Erfindung als Schutz vor dem Zugriff des Grauens? (Obwohl ich Freud durchaus mag.)
Sonntag, 24. Oktober 2010
Das Leben auf Plakat:
Bring Dich nicht um – wir brauchen Dich als Steuerzahler.
Wenn schon Selbstmord, dann erst mit 65!
Warum einen tragischen Tod sterben? Das Leben hat noch mehr Tragik zu bieten!
Bring Dich nicht um!: später gibt's das umsonst.
Wer will schon wissen, wie es weitergeht? Darum: kein verfrühtes Sterben. Bleib im bekannten Immergleichen des Lebens.
Kein Selbstmord! Wenn Du nicht leben solltest, wärst Du bereits früher abgetrieben worden.
Bring Dich nicht um – wir brauchen Dich als Steuerzahler.
Wenn schon Selbstmord, dann erst mit 65!
Warum einen tragischen Tod sterben? Das Leben hat noch mehr Tragik zu bieten!
Bring Dich nicht um!: später gibt's das umsonst.
Wer will schon wissen, wie es weitergeht? Darum: kein verfrühtes Sterben. Bleib im bekannten Immergleichen des Lebens.
Kein Selbstmord! Wenn Du nicht leben solltest, wärst Du bereits früher abgetrieben worden.
Samstag, 23. Oktober 2010
Was?! Literatur soll einerseits eine genaue und überzeugende Beschreibung der Gesellschaft geben, andererseits aber auch Idealbilder gestalten, und das mit ein und demselben Stück Text? – Na gut, bitte, dann machen wir das halt, wie es in der DDR gemacht wurde, wie es in China gemacht wird: Wir geben ein überperfektes Ideal-Bild der Gesellschaft, das durch diese Ironie gleichzeitig entlarvt und eben auch überzeugend geschildert wird. Voilà. (Äh, machen wir das nicht auch in der Schweiz schon lange so?!)
Freitag, 22. Oktober 2010
Desiderium originis: Diese Regung ist es, was den wahren Künstler vom normalen Menschen unterscheidet – zu seiner Freude, aber auch zu seinem nicht geringen Leidwesen. Der Künstler strebt zum Ursprung zurück, nicht nur zu seinem Ursprung, sondern ebenfalls zum Ursprung als Grundidee, zum eigentlichen Kern allen Seins und Abbildens. Dabei wird er selbst zum Ursprungsort seiner Werke und verspürt dadurch genau jenen Ekel - weil nun erneut etwas Neues in der Welt ist, das nie mehr in den Anfangspunkt zurück kann.
Donnerstag, 21. Oktober 2010
Mittwoch, 20. Oktober 2010
Dienstag, 19. Oktober 2010
Spätestens nach dem bekannten Erdbeben von Lissabon 1755 war es unanständig, an Gott zu glauben; nach Auschwitz ist es ein Verbrechen. (Voltaires drei Formeln: Wenn Gott gut wäre und trotzdem gibt es das Übel, dann ist er nicht allmächtig; wenn er allmächtig wäre und es gibt das Übel, dann ist er nicht gut; wenn er allmächtig ist und gut, wieso gibt es das Übel?)
Was nützt es, wenn Schriftsteller ganz aktuelle Themen aufgreifen, wie z.B. die Immobilienblase? Die Menscherl bringen es ja doch fertig und lassen sie weiter wachsen und wachsen, bis sie platzt: die Blase. Sofort ist dann das Buch veraltet – zumindest, wenn es nicht exemplarisch für etwas stehen kann. Und das hätte man ja gleich haben können; einfach mit anderem Thema. Also: Was nützt es?
Vor 50 Jahren verdiente ein Coiffeur bei einem Herrenschnitt 3.50 Franken; heute 40 Franken. Er bekommt also aus verschiedenen Gründen über elf Mal so viel. Ein Buch aber kostet nie elf Mal so viel wie damals. Obwohl die Hauptarbeit da auch nicht von Maschinen gemacht wird. Was sagt das über eine Gesellschaft aus?
Montag, 18. Oktober 2010
Sonntag, 17. Oktober 2010
Texte in Etyms bzw. DD (Deutlichem Deutsch; © Dominik Riedo) sind heute nicht mehr zwingend erforderlich; der gute Leser hat das darin vermehrt zur Geltung gebrachte auch im ›Normalen‹ zu lesen gelernt; angebracht ist die Schreibart bloß noch da, wo man es mit Denkschwachen und Verstehenslegasthenikern zu tun hat: also eigentlich doch überall außer bei den wahren Schriftstellern und einigen wenigen exquisiten Lesern.
Nur wenn der Kunstschaffende sich nicht vom Staat durchfüttern lässt, kann er der Erniedrigung zu Recht entrinnen, die er sonst tot oder lebendig über sich ergehen lassen müsste; nämlich der, sich vereinnahmen zu lassen. – Warum aber nehme ich Geld vom Staat? Weil er es nicht schafft, das Urheberrecht durchzusetzen. (Hier ist es also kein Geschenk, sondern eine Ausgleichszahlung.)
Alles hat bei den Sterblichen den Wert des Unwiederbringlichen und des Gefährdeten: Jede Handlung, die sie ausführen, kann die letzte sein; es gibt kein Gesicht, das nicht zu zerfließen bestimmt ist wie das Gesicht in einem Traum. – Im (so genannten) Himmel dagegen ist(/wäre) jede Handlung und jeder Gedanke das Echo von anderen, die irgendeinmal ohne ersichtlichen Grund vorangingen, oder die zuverläßige Verheißung anderer, die sich dereinst bis zum Taumel wiederholen werden. (Ich will dereinst sterben, danke.)
Samstag, 16. Oktober 2010
Donnerstag, 14. Oktober 2010
Raphael Gross legt in seinen Essays zur Moral der Nationalsozialisten dar, dass man es bei ebenjener NS-Moral mit einem extrem partikularen System zu tun hat, will heißen, dass seine durchaus vorhandenen Normen und Werte eben explizit nur für eine bestimmte Gruppe gegolten haben. – Aber kommt uns das nicht bekannt vor?
Mittwoch, 13. Oktober 2010
Dienstag, 12. Oktober 2010
Montag, 11. Oktober 2010
Dienstag, 5. Oktober 2010
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