Donnerstag, 27. März 2014
Mittwoch, 26. März 2014
Nachdem er sich über Jahre hin immer mehr zurückgezogen hatte, hat er
seit Anfang Jahr die Wohnung, seit dem 15. April sein Schlafzimmer nicht
mehr verlassen. Zu Beginn urinierte er in eine Flasche, was ihn aber schnell
mal unbeliebt machte, da er den Inhalt jeweils auf die Straße schüttete. Die
Nachbarn schrien hinauf und begannen, ihm Steine gegen das Fenster zu werfen.
So wählte er eine Ecke des Einbauschrankes zur ›Urinierzelle‹ aus: Er legte ein
Kissen hinein und hat seither auf das Kissen gepinkelt. Dass es stark roch,
störte ihn nur zu Beginn ein wenig. Schlimmer war der Kot. Was sollte er damit
tun? Er entschied sich dafür, jeweils kurz die Zimmertür zu öffnen und die
Fäkalien mit der bloßen Hand in die Stube zu schleudern. Immerhin hatte er
kurioserweise ein Lavabo im Schlafzimmer. Das ihn auch vorm Verdursten bewahrte.
Doch nicht vor schweren Hungerattacken. Denn die Lebensmittel waren ihm im
Zimmer schnell mal ausgegangen. Seitdem ernährte er sich von Wasser und etwas
Eipulver. Und wurde doch von Woche zu Woche dünner. Da entschied er sich zu
Beginn des Herbsts, sich in das Bett zu legen, die Decke hochzuziehen und so zu
verharren. Mit ein wenig Wasser in einer Flasche neben dem Bett. Aber ohne zum
Pinkeln aufzustehen. Was machte das schon? Er würde, das erkannte er völlig
richtig, sowieso bald nicht mehr leben. Und als Leiche auch nicht mehr stinken
als all die Exkremente in der guten Stube.
Dienstag, 25. März 2014
Montag, 24. März 2014
Donnerstag, 20. März 2014
Mittwoch, 19. März 2014
Dienstag, 18. März 2014
Montag, 17. März 2014
Seine Frau ist gestorben. Eine Woche lang saß er an ihrem Sterbebett.
Aber er hat vorgesorgt. Er hat die ganze Woche durchgehend aufgenommen per
Mikrophon, mit mehreren Videokameras, er hat den Schattenriss nachgezeichnet,
den sie auf den Boden des Zimmers warf, wenn die Sonne schien, er hat sich ein
Stück Haut gesichert, damit er sie weiterhin abtasten kann, und er hat
Riechproben angefertigt. Sie wird für ihn nicht tot sein. Nie. Er wird immer leben
und immer wieder an ihr hangen, an dem Stück Haut, den Röhrchen mit ihrem Schweiß,
ihrer Wäsche, dem Urin, den er aufgefangen hat. Was hat sein Leben sonst für einen
Sinn?
Samstag, 15. März 2014
In die Weltliteratur einzugehen, die der Schöpfung überlegen ist: Wie
kann man andere Ziele kennen? – Es meldet sich der Hunger: »Na, ich wüsste da schon
noch so ein zwei Dinge …« – Sie ringen miteinander, wobei der Hunger nicht mal weiß,
mit wem er eigentlich ringt: Es ist eine anscheinend unförmige Masse, die sich aufprustet
(sic!), sobald sie Applaus erhält …
Freitag, 14. März 2014
Donnerstag, 13. März 2014
Mittwoch, 12. März 2014
DER DENKER DENKT, ES DENKT SEIN HIRN: Was bringen wir Leid über alle.
Und doch haben wir unsere kleinen Hobbies, basteln Schiffe in Flaschen,
bezwingen unsere Langeweile: stirb! Alle, alle haben sie ihre guten Seiten, ihre
liebevollen Seiten, ihre braven Taten. Aber warum so überhaupt noch leben und damit
andere Lebewesen quälen? Die Menschen sind eine Sackgasse. Der Evolution. Und eine
Einbahnstraße. – Weg mit uns. Anthropo, anthropo, Anthropofugismus!
Dienstag, 11. März 2014
Montag, 10. März 2014
Wie sie den Tod überlistete: Immer dauert das Leben von JETZT bis zum
Tod zumindest ›einen Augenblick‹. Dieser Augenblick kann in immer kleinere
Segmente unterteilt werden. So dass es immer noch ›ein Segmentchen‹ dauert bis
zum Tod, immer und immer wieder. – Und der Tod gibt auf. (Er kennt den Hasen.)
Sonntag, 9. März 2014
Freitag, 7. März 2014
Ja, was bleibt eigentlich, wenn man die Sprache
eines Textes in anderen Zeiten nicht mehr versteht? – Die Musik, der Rhythmus
des Textes. Vorausgesetzt, man kann ihn noch ›lesen‹. Aber also ist ein anderer
Zeichentext eventuell noch sinnvoller, wie es des Fischers Nachtlied gemacht
hat oder die Beat-Lyriker aus Deutschland. Auch vorausgesetzt, dass man diese
Zeichen noch lesen kann. Dann.
IICH MAG DIE WELT
Prallgelb sprießen die Saublumen wie Curry hervor
Die Primeln liegen wie koloriertes Rührei hockweise verstreut
Zuhause sind die weißen Wände wie
Von der Decke herabfließende Milch
Der hellgrüne Teppich
Ist mir in den Augen Bärlauch-Pesto
Ich mag die Welt
Ich würde sie fressen wollen
Wär mein Magen nicht zu kleinDonnerstag, 6. März 2014
Mittwoch, 5. März 2014
Dienstag, 4. März 2014
Schriftsteller neigen
im Alter dazu – bei begrenztem Lebenshorizont –, eine Welt zu beschreiben, die
bald zu Ende geht. Politiker aber, die bald sterben, machen dasselbe mit der Welt – ihnen ist es egal und sogar recht,
wenn sie ihretwegen bald zu Ende geht: nur los mit der Bombe!
Die Schweizer Familie: Wer sagt sowas?!
Der Bärner: Haha! Get real!
Sagt der Kritikant: Nackt wie Adam sein; aber wo sind die Taschen? Also kann man ihnen kein Trinkgeld
geben. Praktisch, wenn man im Service so arbeiten muss (auf Befehl der herrschenden
Schicht). (Man zeigt den Armen dafür schöne Dinge, die die Reichen genießen; die
Armen hätten eh keine Ahnung, wie man das macht. Die sollen nur viele Kinder machen,
die dann arbeiten können …)
Montag, 3. März 2014
Da geschah es: Eines Morgens wachte ich auf und sah das ›Ding an sich‹.
Irgendwie hatte es sich hineingeschlichen und saß nun auf dem Stuhl, auf dem
sonst meine säuberlich zusammengefalteten Kleider lagen. Traurig sah es aus und
doch hell. Schwarz, heiter und fest. Oder doch schwabbelig. So saß es also da
und glotzte mich an.
Sonntag, 2. März 2014
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