Juden reißen bei Trauer am Revers das Kleid leicht ein. In der Romanwelt kondoliert ein Freund der Romanfigur des armen Schriftstellers. Der aber antwortet: »Nicht doch, ich habe bloß kein Geld.« Woher fliegen mich solche Stellen an?
Samstag, 29. September 2012
Freitag, 28. September 2012
Donnerstag, 27. September 2012
Mittwoch, 26. September 2012
Montag, 24. September 2012
Freitag, 21. September 2012
Mittwoch, 19. September 2012
Während aber eine Symphonie polyphon erklingen kann (und dazu ein Orchester braucht) und ein Bild wohl poly›phon‹ gemalt sein mag, einfach zum Beispiel dadurch, dass es aus dem Rahmen fällt, aus der Zweidimensionalität (und also auch ›Material‹ braucht), kann das die Sprache nicht derart einfach. So muss man wohl spätestens seit dem 19. Jahrhundert von zwei sehr verschiedenen Arten von Erzählen ausgehen: Dem, welches das Poly-Whatever abzubilden versucht (und dazu Papier braucht oder zumindest eine Schreiboberfläche wie auch immer, aber wo Lese-Laut und Lese-Schriftbild ›auseinanderklaffen‹ können) – und dem, das nach wie vor Sprache versteht als ›Erzählen‹, ohne dass es dazu Papier braucht. Ich sage nicht, dass das zweite veraltet wäre. Im Gegenteil: Wer es hier fertigbringt, doch etwas vom Ur-Gefühl abzutönen, dem gelingt wahrlich große Literatur.
Wenn Freud die Urszene sucht, so suchen Schriftsteller (Sie wissen, wen ich meine) nach der perfekten Abbildung des Ur-Bildes (es könnte auch der Ton sein – genau hierin liegt unter anderem das Problem) der eigenen Kreativität. Das, was alles losgetreten hat. Also jenes Poly-Whatever, dem eigentlich nur durch vielstimmiges Sprechen beizukommen ist.
Nicht immer ist der Inhalt eines Textes der Entwurf einer Gegenwelt. Bei guten Texten kann das zudem oder gar ausschließlich das Erzählen selbst sein. Was ich damit meine? Ja, spricht denn der Esel davon, warum er so muht, wie er muht. Der Witz mit den großen Ohren und Geschlechtsteilen kommt ja von außen …
Er oder sie: Herr Rüdo, wie verbinden Sie Ihren Aufklärungshabitus damit, dass Sie die große Resignation anzuknabbern scheint?
Meine Deinheit: Die ganzgroße Resignation wohl noch nicht. Aber bitte: Aufklärung wird eben häufig falsch verstanden. Für mich ist sie das, was man aus der Geschichte herauslesen muss – und dann die einzige Möglichkeit der Kleinen, über die halt leider Mächtigen zu lachen. Die Moral von der G’schicht ist eigentlich immer, dass der Welt nicht zu helfen ist. Diese Einsicht aber und ihre Rückformulierung in Texte ist doch eine Art Hilfe. Deshalb sind Aufklärer oft sowohl Melancholiker als auch Satiriker. Warum sie aber vielfach noch wider besseres Wissen zu handeln versuchen, wo eigentlich nur zu texten wäre, nun … auch wir sind alle Teil des Ganzen, nicht?
Meine Deinheit: Die ganzgroße Resignation wohl noch nicht. Aber bitte: Aufklärung wird eben häufig falsch verstanden. Für mich ist sie das, was man aus der Geschichte herauslesen muss – und dann die einzige Möglichkeit der Kleinen, über die halt leider Mächtigen zu lachen. Die Moral von der G’schicht ist eigentlich immer, dass der Welt nicht zu helfen ist. Diese Einsicht aber und ihre Rückformulierung in Texte ist doch eine Art Hilfe. Deshalb sind Aufklärer oft sowohl Melancholiker als auch Satiriker. Warum sie aber vielfach noch wider besseres Wissen zu handeln versuchen, wo eigentlich nur zu texten wäre, nun … auch wir sind alle Teil des Ganzen, nicht?
Prostitution sei nicht wie Organhandel? Aber verkaufen nicht auch die Dirnen ihren ›Körper‹? Und tut man nicht beides eigentlich gegen seinen Willen, hätte man genug zum Leben? Und müsste also die (gewerbliche) Prostitution unter Umständen nicht auch verboten werden? (Oder zumindest genossenschaftlich organisiert?)
Dienstag, 18. September 2012
Ein Abschied mit Retardationen: Nehme ich nicht wie ein Sterbender (der ich ja bin) langsam Abschied von allen Sinnfragen, keinen Sinn mehr sehend im Leben, im Lesen, im Schlafen gar? Bin ich nicht mehr und mehr nicht nur für den Anthropofugismus, sondern immer mehr auch für den Biofugismus, den Geofugismus?
Montag, 17. September 2012
Überhaupt: die Neutralität. Die wurde Helvetien von den europäischen Großmächten einst aufdiktiert. Und jetzt gilt sie plötzlich als ›urschweizerisch‹. So spricht sich der Kranke Mut zu, sein Leiden habe er doch schon immer ganz sanft gehabt oder zumindest mache es ihm nichts aus. (Woraus man keine falschen Schlüsse ziehe: Ich bin gegen eine Armee.)
Warum hatte man im Zweiten Weltkrieg eigentlich das Gefühl, das ›Alpenmassiv‹ sei ›uneinnehmbar‹? Seit Jahrhunderten liefen doch die Franzosen, Russen, Österreicher und wer weiß wer alles noch nach Belieben drin ‘rum und bekämpften sich da. Aber so funktionieren Mythen. Oder die Dummheit, die nie auch nur ein paar Jahrhunderte zurückblickt.
Sonntag, 16. September 2012
Das Kampflied gegen die Apartheid-Ideologie in Südafrika war um 1980 Pink Floyds »Another Brick in the Wall, Part 2«; in Ost-Berlin sang man 1989 »Looking for Freedom« von David Hasselhoff: Sagt das nun etwas über die Deutschen aus? (Und wäre Peter Bichsel rassistisch, wenn er so etwas fragen würde?)
Samstag, 15. September 2012
Freitag, 14. September 2012
Donnerstag, 13. September 2012
Oft bin ich wie in stockfinsterer Nacht: Alles ist dunkel und man ist allein, die übrige Welt ist nicht. Dann aber eröffnet mir ein Buch wie ein Blitz in der Nacht eine Welt voll Riesentannen, die mit ihren schwarzen Armen am flammenden Himmel hangen – und danach ist man in noch dickerer Dunkelheit als zuvor – und man horcht nur noch atemlos, ob nicht das platzende Krachen endlich einsetzt.
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