Mittwoch, 29. Juni 2011

Es braucht die Biodiversität bei den Schriftstellerinnen und Schriftstellern: Nur so können Giraffen entstehen und Elefanten, Mäuse und Ratten.
Einige würden Luzern am liebsten umtaufen: Luxerni.
Charakter: Die Trägheit einer Person, sich zu wandeln.
Beamtenleben: Ein lebenslänglich andauernder Heldentod im Dienste des Amts.
Alternative: Fernsehkonsumenten, die sich ARTE statt RTL zu Gemüte führen.
Alter: Ein Lebensstadium, in dem das Kranksein als Beruf ausgeübt werden kann.

Dienstag, 28. Juni 2011

Direkte Demokratie: Wo alle ihren Senf dazugeben dürfen – auch jene, die lieber Ketchup haben.
Businessmen: Rennfahrer der Menschheit: Sie bemerken nichts in der Welt als das Hinterrad ihres Vordermannes.
Brauchtum: Spezialform der Tyrannei.
Balkonien: Kleine Diktatur in Mitteleuropa.

Montag, 27. Juni 2011

Über das, was schmerzt, spricht man nicht – man schreibt.
Mutter Erde und Vater Kosmos. (Hoppla!)
Sieh an, sieh an, endlich hat es eine Kritikerin begriffen: Der Riedo schreibe praktisch nur für Literaturwissenschaftler, einige andere Wissenschaftler und seltene Ausnahmen der Gemeinen Art. Schlau, schlau. Aber ob’s wohl wahr ist?
Von der Überlegenheit der Schreibkunst: Schreiben ist ja nicht (nur) ein ›Spielen‹ mit Worten; es ist auch ein stetig hochkomplexer Versuch, die Intelligenz selbst, alles Wissen und unsere Mitteilungsmöglichkeiten davon neu zu arrangieren und zu komponieren. Das ist zum Beispiel bei einem Bild nie möglich. Auch wenn es mathematisch exakt aufgebaut werden kann, ist da nur noch Mathematik drin, nicht gleichzeitig noch alle möglichen Überlegungen etwa zur Methode selbst und tausenderlei in der Welt und im Kopf (also jenseits der Augen). Und doch ist ein Text oft mehr mit Wärme gefüllt als ein Bild. Nur die Musik schafft es auch noch, diese doppelte Höhe der Komplexität und Fülle allen Denkens gleichzeitig mit einer Empfindungswärme zu versehen, die solche Kunstwerke nie zum Kitsch werden lässt.
Der Ich-Erzählte: einer meiner liebsten Erzählformen.
Eigentlich sollte man immer bloß ›eigene Bücher‹ lesen – also die, die man auch selbst hätte schreiben wollen.
»Kultur geht nicht!« Genau: Sie läuft, springt, trippelt, stampft, trabt, fliegt, hoppst, kriecht, schwimmt, rennt, flieht, eilt …
Die Lehrer meinen immer noch, es gebe zu wenig Antworten. – Im Gegenteil, Antworten gibt es viel zu viele; es wird zu wenig gefragt.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Das perfekte Werk: Eine Gattung begründend, auf die Spitze treibend und aufhebend.
Melancholie kommt meist aus überlegener Intelligenz.
Alle reden von einer Krise – aber keiner macht was dagegen. Wir schieben die Probleme an unsere ungeborenen Enkel ab, die eigentlich schon lange geboren sind.
Eine wie auch immer mögliche Freiheit sollte nur über den Weg der möglichen Gerechtigkeit angestrebt werden.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Die ›Unfall‹anfälligkeit der Welt als Auswirkung von Wirtschaft und Politik nimmt zu.
Das Recht auf Arbeit ist eine Infamie, solange es nicht das Recht auf eine möglichst ›sinnvolle‹ (sinnerfüllte?) Arbeit in sich schließt.
Ich bin TheoRIEDOzent.

Montag, 13. Juni 2011

Imitation ist die ehrlichste Form der Bewunderung. – Noch nie was von Parodie gehört?!
Der Tod als das Eindringen der absoluten Banalität ins Reich der Literatur.
Können Worte, ohne Zwischenschaltung von Denken, unmittelbar einen Erlebnissinn aussagen, wie er erlebt wird und besteht, bevor er in den Wortvorstellungen verdünnt wird …? Früher hätte ich gesagt: nein! – Heute: Ich weiß es nicht. Eigentlich würden wir hier von ›Genie‹ reden. Aber alles durchdenken – das ist auch nicht immer alles.
Wer wie ich aus meinen Schriften und Ähnlichem Tröstung zieht, der soll in den Himmel kommen – der darin besteht, für ewig nicht mehr zu sein. Alle anderen sollen in die Hölle kommen, wo sie auf ewig unsere Werke lesen müssen.
Der bärenstarke, junge, heldenhafte Soldat: Ich werde sie alle killen. Ich werde der größte Held meines Landes sein. Ich werde –
Der kleine Profi (knallt ihn ab)
Der Kollege des Bären, ein ebenso trainierter, schöner, junger, stolzer Mann: Mein Bruder! Ich werde Dich rächen. Du sollst nicht vergebens gestorben sein. Ich werde –
Der kleine Profi (knallt ihn ab)

Donnerstag, 9. Juni 2011

Denken bereitet mir körperliches Wohlbefinden.
Reussbühl: White-Trash-City ahoi.
Die Liebe hat mit dem Tod gemeinsam, dass wir beiden nie ganz gewachsen sind? – Was aber ist mit dem Geld: Sitzt das nicht auch als schwärende Wunde in der Vernunft des Menschen?
AMTEN? Die würden besser sehen, dass sie noch ATMEN können.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Nehmt doch den Dichtern endlich die Ostsee weg!
Die Natur im toten Winkel der Automobilindustrie (die Sich-selbst-stetig-erweiternde-Industrie-aller-Todeszweige).
McLob und McAkklamation – was die Schreiberlinge von heute suchen: den schnellen Erfolg, ohne tiefe Sättigung.
Ungefragt kommen wir ins Leben, ja. Aber bleiben müssen wir nicht zwingend: Rechtfertige Dein Leben! (Wie?)
Zeig, wie küsst man ein Lachen!

Dienstag, 7. Juni 2011

Männliche Erfindungen geschehen aus Notwehr. Deshalb sind sie so mechanisch. – Meine ganze Kunst so?!
Inneres Exil: Das Los des Schweizer Schriftstellers. Er befindet sich stetig im Exil unter seinen eigenen Landleuten. Die Dummheit, die Biederkeit, die Macht- und Geldgier umgeben ihn fortwährend.
Get Rich or Die Trying! (Aus dem Handbuch der unlustvollen Lebensverunstaltung und Weltverschlechterung)
Gliichziitig. Genau: Eine Zeitung gleich wie die nächste.

Montag, 6. Juni 2011

I phone, also bin ich: plemm!
Spaß? Galgenhumor? – Ich sei zu ernst? Es sind die lächelnden Menschen, die die Welt zerstören. For fun!
Dummbedrucktes (sic!) Papier.
Inseln sind Sehnsuchtsorte nur so lange, wie es einen Rückfahrschein gibt.

Sonntag, 5. Juni 2011

Kain opferte nur Pflanzen, Abel auch Fleisch; Gott gefiel nur das Opfer von Abel, was dann letztlich zum Todschlag führte. Gott ist eben ein Schweinehund.
Einen weiten Horizont haben eigentlich nur Astronauten.
Alt ist man, wenn die Prostata das Ego an Größe übertrifft.
Ich würde gerne einmal Käse schmecken, der aus der Brustmilch einer hübschen Frau gemacht worden ist.

Samstag, 4. Juni 2011

Aber die Hölle wollte keinen Bauchrednerquasisprechanonymus aus mir machen. Sondern ich soll die mögliche Wahrheit weniger den tauben als den leisen Ohren mit dem Federvieh Computer predigen. Federn übrigens haben auch die Gelehrten hinter den Ohren, die mit all ihren Federn gleich wie die Vögel mit ihren ganz befiederten Ohren besser hören als mancher mit seinen nackten langen Ohren.
Fleisch ist saubillig statt schweineteuer! (Alles subventioniert.)
Kunst ist die Bewegung um einen Brennpunkt, der die Welt selbst ist.
Die Bergpredigt – das Sinnbild der möglichen Erkenntnis, was es heißt, Steinen zu predigen.

Freitag, 3. Juni 2011

Ha: What a plunderful Welt!
Die Menschen: Rotbrüstchen, Blaumeisen, Schwalben und Lerchen.
Das Leben als barocke Bühne. Schon früher. Auch heute. Immer. Was ist es sonst? (Nur so halten wir es aus.)
Durch das Schreiben, wenn es ein anderer beim Lesen empfindet, wie man es selbst beim Schaffen empfunden hat, entsteht ein sozialer Dialog – bis hin zu einer Liebesbeziehung. Und eigentlich sollten auch Liebesbeziehungen im profanen Sinn so beschaffen sein: ein Dialog im tiefsten Sinn des Wortes. Bei den meisten ist es aber bloß so, dass sie niemanden sonst gefunden haben als eben ihren Partner/ihre Partnerin.

Donnerstag, 2. Juni 2011

Aber niemand, wendet man ein, opfert der Torheit, niemand baut ihr einen Tempel. – Doch: Man schaue sich die Autobahnen an.
Kein Gefühl mehr, das sich noch fühlen lassen würde, wird neu sein. Aber eventuell kann man die bisherigen so verarbeiten, wie sie noch nie verarbeitet wurden …
Also: Schellenkappe und Doktorhut: Narr und Faust, that’s me. (Unter anderem.)
Ich bin nicht einfach Zyniker. Viel eher bin ich Narr. Und nichts liegt diesem ferner, als die Welt zu verbessern. Aber er stellt sie auf die Probe. Als faustischer Narr allerdings lege ich die Axt auch an die eigene Wurzel, um zu prüfen, ob es weh tut und wie weit man dabei noch lächeln kann.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Kling, Klingeling: Meint Ihr, weil ich ein Narr bin, sei die Wahrheit … dumm?
Velorution.
Goldener Schuss? Goldenes Lenkrad! Diese Trophäe erhält (als Grabstein), wer den tödlichsten Autounfall baut (wer am meisten Mitfahrer in den Tod reißt).
Für was für eine Maske steht mein Gesicht?
Ach, allzu oft ist die Welt nicht mehr als ein zutiefst verschmutztes Gewässer, am dem ich umsonst darauf warte, dass den Schaumkronen die Göttin der Liebe entsteigt.
Hochgradig närrisch sind die, die glauben, das Glück des Menschen beruhe auf dem Wesen der Dinge selbst. Denn nichts ist echt. – Sich täuschen zu lassen wäre als nicht arg? Es wär das einzig Ungetäuschte. Weil das Gefühl echt sein kann.
Flüchtlinge: Vom Regen in die Traufe. Sitzt ihnen wie angegossen. Die Reichen aber haben die Schäfchen im Trockenen.