Mittwoch, 26. Dezember 2012
Warum waren mir früher schon die Wolken am Himmel weit wichtiger als Schnittblumen,
die frau mir mitbrachte? Ich kann das Sterben alles Lebenden nicht gut ertragen.
Wer solches anbetet, nur weil es schön aussieht, hat nicht immer mein Verständnis.
– – – Wer also Schnittblumen liebt, ist ein Monster? Funktioniert die Welt wirklich
so einfach? …
Dienstag, 25. Dezember 2012
Samstag, 22. Dezember 2012
Es ist beängstigend, wie sehr heute alles durch den Profit gemessen wird.
Selbst das Kulturelle wird ins Schema des Geldes gepresst. Es kommt so weit, dass
ein Roman in jedem Land anders endet, dem jeweiligen Land zur Zufriedenheit: Da
wird dann in einem Mercedes gestorben statt in einem Honda, in einem Fiat statt
in einem Ford.
Freitag, 21. Dezember 2012
Sowieso, diese Vermehrungsbürger
und Naturverräter: Zurück zur Natur wollen sie? – Ja, aber das heißt bei ihnen:
mit Vollgas! Sie warten an den Ampelanlagen des Lebens auf Grün, doch machen
nichts dafür. Da wird noch lange Beton sein und Asphalt.
Und dann
dieser Hass, der in dir hochkriecht. Aber die Nächstenliebe gibt es in den
Warteschlangen nie: Visagenklumpen allerorts, keiner lacht, jeder glotzt,
Fresse an Fresse, Andrang, Nachschub, Schwemmgut, Pressware, »wir danken für zahl-reiches erscheinen«. Alles voller
Reiseziele und Belange, vermutlich in jedem Einzelfall total unwichtig und
egal. Hintermanns Mundgeruch im Nacken, hat Vordermanns Nacken mir nichts zu
sagen. Und erst diese Gesichtsscheiben: restlos hirnlos. Aber jede eine flache
Welt für sich.
Wenn du jeweils
wieder mal rausgegangen bist, hast du dich an die eigene Regel zu halten
versucht: Sieh‘ nie länger hin als extrem kurz! Eine Sekunde pro Gesicht, mehr
hältst du nicht aus.
Aber auch
dann: Manche Gesichter saufen binnen dieser Sekunde zu Visagen ab.
Sitzmumien
fahren der Intensivstation, Nachwuchszombies ihrer Filialeneröffnung entgegen.
Wieso
überhaupt bei gleichgeschalteter, leergefegter Standardmimik diese biologisch unverständlichen,
garantiert unnötigen Minimalabweichungen in der Formatierungsoption?
Wackelkontakt am Fließband? Einer sieht nicht wie der andere aus, aber alle
sind sich allzu gleich.
Denn auch die
hinterletzte Fresse will sich noch in die Zukunft katapultiert sehen, dieses
kaum hochgezüchtete Säugetier, und hat’s geschafft, seit Jahrmillionen immer
wieder voll dabei zu sein, mit kaum variierter Bulligkeit durch Äonen zu
stiefeln, zu transpirieren, zu kopulieren, schwabbelfroh und winterfest.
Ja, Herr Müller
und Frau Meier allerorts. So erfolgreich du auch wegzugucken versuchst: In den
Autos sitzt Frau Meier reihenweise gestaffelt, mit vollen Migros-Tüten.
Gesichtslaune: Camembert. Alter: jederzeit fortgeschritten. Oft lacht sie
nicht, Frau Meier, und wenn, so hilft das auch nicht viel. Gesamteindruck:
irreparabel. In ihrer höchsten Erscheinungsform mag sie sogar Mozart hören, im
Wunschkonzert. Oder Häppchen beim Kultur-Sepp.
Und meist
sitzt da noch ein Sohn im Fonds. Der hilft, drei Camembert-hoch, die Windelachterpacks
zu stapeln, und dann karren sie das alles, sich selbst ja immer mit, zum
knallweißen Haus mit Floristikbetonkübeln, Doppelgarage und Hundezwinger.
Das alles als
apokalyptisch zu bezeichnen geht eigentlich nicht mal. Apokalyptisch wäre eine
prophetische Fiktion. Das alles aber ist traurige Heutheit.
Donnerstag, 20. Dezember 2012
Aber
was denkst du auch. Du hast noch fünf Tage. Oder besser gesagt fünf Nächte. Das
hat dir der Arzt gesagt. Und auch angedeutet, dass sie voller Qual sein werden.
Gelindert nur durch etwas Morphium. Und andere heftige Schmerzmittel und
starke Beruhigungstropfen. Um dich selbst in den letzten Stunden noch ruhigzustellen.
Nur nicht auffallen. Auch im Tode nicht.
Ach, hör doch auf. Warum willst du
noch bitter sein in den letzten Momenten deines Lebens? Schließlich hast du das
Dasein selbst zumindest ab Mitte des Lebens immerhin als ein Geschenk begreifen
können. Wir wissen nicht, woher wir kommen, wir wissen nicht, warum wir sind,
wir wissen nicht, wohin wir gehen, aber immerhin sind war da. Als eine Art
heller Schein zwischen der vorangegangenen Nacht voll Dunkelheit und einer
nachfolgenden Nacht. In diesem knappen Abschnitt ist uns die Gabe gegeben,
nachdenken zu wollen, nachdenken zu können. Sofern uns der Körper nicht
schmerzt und ständig ablenkt.
Am Ende ist also der
Leib. Jetzt sind die Schmerzen da, die dich nur noch sehr vermindert denken
lassen.
Mittwoch, 19. Dezember 2012
Rentner werden vor neuen Kürzungen verschont: Die SVP sieht das Volk
betrogen. Künstler erhalten mehr Förderung: Die SVP sieht das Volk betrogen. Veloverkehrswege
werden ausgebaut: Die SVP sieht das Volk betrogen. Die musische Bildung soll gefördert
werden: Die SVP sieht das Volk betrogen. – Wenn also Rentner nicht das Volk sind
und Künstler auch nicht und Velofahrer auch nicht und Kinder/Jugendliche auch nicht
etc.: Wer ist denn für die SVP überhaupt
das Volk?
Dienstag, 18. Dezember 2012
Montag, 17. Dezember 2012
Sonntag, 16. Dezember 2012
Freitag, 14. Dezember 2012
Dienstag, 11. Dezember 2012
Ein Mann, wohlhabend geworden durch ein Waffengeschäft, flog wie stets
für einige Verhandlungen nach Budapest, wo er aber diesmal zusätzlich eine Frau
schwängerte, die dafür einige Tausend Euro von ihm bekam, nachdem der Sohn
geboren worden war. Mit diesem, entbunden in der besten Klinik Ungarns, flog
der Vater zurück in die Schweiz, wo er ihm die fürsorglichste Pflege angedeihen
ließ: Kindermädchen, die mit ihm verschiedene Sprachen reden mussten, Vorschule
an einem geheimen Standort, Privatschule und privates Gymnasium. Der Sohn
bereiste mit dem Vater oder mit Freunden die Welt, genoss die feinsten Speisen
und trug die edelsten Kleider. Am 20. Geburtstag allerdings ließ ihm der
Vater nicht nur ein Fest ausrichten wie man es in Zürich noch nie gesehen
hatte, sondern erschoss ihn auch um Punkt Mitternacht vor versammelter
Gesellschaft. Er habe ihn in die Welt gebracht und hochgezüchtet, sagte er, so
könne er ihn nun auch töten und essen. Worauf er vor der entsetzten
Gesellschaft Gabel und Messer zückte und den Sohn langsam zu verspeisen begann.
Erst die herbeigerufene Polizei hielt ihn davon ab, sein Messer immer und immer
wieder in das Fleisch seines toten Sohnes zu schneiden.
Samstag, 8. Dezember 2012
Sich als Gesunder in einer kranken, kaputten Welt zu bewegen ist nicht so
schlimm. Mit dem Alter aber streben viele nach äußerer Stabilität, da die innere
immer mehr fehlt: Man wird reaktionär im besten Fall oder unterstützt Rechtsregierungen,
die hartes Durchgreifen versprechen. (Wo man sowieso immer denkt, es trifft ja nur
die anderen.) (Zum Glück ist es einigen auch einfach egal – das ist in dem Fall
für einmal positiv.)
Freitag, 7. Dezember 2012
Donnerstag, 6. Dezember 2012
»Provokationen sind Durchgänge, sie begründen keine dauerhafte literarische
Existenz.« – Die Menschen bleiben zwar hoffentlich nicht auf immer gleich, aber
so 1‘000 Jahre hat die Menschheit vermutlich schon, bis geistige Veränderungen
Besitz des Einzelnen werden. Also lohnen sich Provokationen doch; auf ewig ist
sowieso nichts.
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Dienstag, 4. Dezember 2012
Montag, 3. Dezember 2012
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