Sowieso, diese Vermehrungsbürger
und Naturverräter: Zurück zur Natur wollen sie? – Ja, aber das heißt bei ihnen:
mit Vollgas! Sie warten an den Ampelanlagen des Lebens auf Grün, doch machen
nichts dafür. Da wird noch lange Beton sein und Asphalt.
Und dann
dieser Hass, der in dir hochkriecht. Aber die Nächstenliebe gibt es in den
Warteschlangen nie: Visagenklumpen allerorts, keiner lacht, jeder glotzt,
Fresse an Fresse, Andrang, Nachschub, Schwemmgut, Pressware, »wir danken für zahl-reiches erscheinen«. Alles voller
Reiseziele und Belange, vermutlich in jedem Einzelfall total unwichtig und
egal. Hintermanns Mundgeruch im Nacken, hat Vordermanns Nacken mir nichts zu
sagen. Und erst diese Gesichtsscheiben: restlos hirnlos. Aber jede eine flache
Welt für sich.
Wenn du jeweils
wieder mal rausgegangen bist, hast du dich an die eigene Regel zu halten
versucht: Sieh‘ nie länger hin als extrem kurz! Eine Sekunde pro Gesicht, mehr
hältst du nicht aus.
Aber auch
dann: Manche Gesichter saufen binnen dieser Sekunde zu Visagen ab.
Sitzmumien
fahren der Intensivstation, Nachwuchszombies ihrer Filialeneröffnung entgegen.
Wieso
überhaupt bei gleichgeschalteter, leergefegter Standardmimik diese biologisch unverständlichen,
garantiert unnötigen Minimalabweichungen in der Formatierungsoption?
Wackelkontakt am Fließband? Einer sieht nicht wie der andere aus, aber alle
sind sich allzu gleich.
Denn auch die
hinterletzte Fresse will sich noch in die Zukunft katapultiert sehen, dieses
kaum hochgezüchtete Säugetier, und hat’s geschafft, seit Jahrmillionen immer
wieder voll dabei zu sein, mit kaum variierter Bulligkeit durch Äonen zu
stiefeln, zu transpirieren, zu kopulieren, schwabbelfroh und winterfest.
Ja, Herr Müller
und Frau Meier allerorts. So erfolgreich du auch wegzugucken versuchst: In den
Autos sitzt Frau Meier reihenweise gestaffelt, mit vollen Migros-Tüten.
Gesichtslaune: Camembert. Alter: jederzeit fortgeschritten. Oft lacht sie
nicht, Frau Meier, und wenn, so hilft das auch nicht viel. Gesamteindruck:
irreparabel. In ihrer höchsten Erscheinungsform mag sie sogar Mozart hören, im
Wunschkonzert. Oder Häppchen beim Kultur-Sepp.
Und meist
sitzt da noch ein Sohn im Fonds. Der hilft, drei Camembert-hoch, die Windelachterpacks
zu stapeln, und dann karren sie das alles, sich selbst ja immer mit, zum
knallweißen Haus mit Floristikbetonkübeln, Doppelgarage und Hundezwinger.
Das alles als
apokalyptisch zu bezeichnen geht eigentlich nicht mal. Apokalyptisch wäre eine
prophetische Fiktion. Das alles aber ist traurige Heutheit.
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