Freitag, 28. Februar 2014
Donnerstag, 27. Februar 2014
Mittwoch, 26. Februar 2014
Dienstag, 25. Februar 2014
Es gibt kein Leben nach
dem Tod. Dafür ist uns ewiges Leben auf Erden gegeben. Aber wir ›verursachen‹ unseren
Tod, weil wir ihn glauben – weil wir nicht ›das Leben‹ glauben. Das Weltall schließlich
ist endlich, weil wir es uns so denken.
Das
alles ist jedoch nicht etwa schlecht, sondern unsere Revolte gegen die Schöpfung
–: Wer will schon ewig leben?
Das
sagt mir eine Amsel mit blauem Schnabel im Schlaf.
Zu viel getrunken?
Montag, 24. Februar 2014
Sonntag, 23. Februar 2014
Gestern wurde ich enttäuscht: Ich wollte, beim Spazieren, vom Hügel
vis-à-vis meines Wohnblocks, meinem Geist am Fenster zuwinken – denn der
Blödsinn, den ich seitab des Schreibtischs oft von mir gebe, verleitete mich
meiner Meinung nach zu Recht zu dem Glauben, mein Geist bliebe jeweils auf dem
Bürostuhl sitzen. Aber es winkte niemand zurück.
Samstag, 22. Februar 2014
Freitag, 21. Februar 2014
Seltsam: Am Tisch gingen sie nie mit dem Messer aufeinander los. Und sie
vergaßen auch nie das Gebet. Tischlein deck dich. Dann fraßen sie. Vielleicht deswegen.
Sie konnten sich auf sich konzentrieren. Aber auch im Bett geschah nichts. Sogar
als sonst auch nichts mehr geschah. Da ertrugen sie einander. Selbst wenn sie kurz
zuvor, zum Beispiel vor dem Fernseher, wie Wahnsinnige aufeinander losgegangen waren.
Laut und heftig. Sie stritten sich mit Wutgeschrei und Hass, Hass auf das Leben
und Hass auf ihr speziell beschissenes Leben. Sie stritten sich beim Einkaufen.
Sie stritten sich beim Autofahren. Sie stritten sich beim Sonntagsspaziergang. Sie
stritten sich in den Ferien. Sie stritten sich an Familientreffen. Sie stritten
sich zu Beginn vor den Kindern. Sie stritten sich vor den Großkindern. Sie stritten
sich beim Arzt, im Spital. Laut und heftig. Und sie hatten immer recht. Immer.
Donnerstag, 20. Februar 2014
Mittwoch, 19. Februar 2014
Aber richtiggehend ein Schock
überkam mich, als ich realisierte, dass wir (fast) alle völlig zufällig in
irgendeine Sprache hineingeboren werden. Wenn Französisch schöner sein soll als
Deutsch: Ich kann es nicht (als Schriftsteller). Wenn Englisch viel mehr Leser
erreicht: Ich kann es nicht. Selbst die soziale Stellung und der Verdienst hängen davon ab: In einem sowieso schon armen Land kann und will man einem
Schriftsteller nicht noch hohe Honorare zahlen. So gesehen habe ich sehr wohl Glück gehabt. Aber die
vergebenen Möglichkeiten!
E. Y. Meyer hatte seine Kant-Krise, Hermann Burger seine
Arbitraritätskalamität, ich habe meine Klischees-Krise:
Man kann eigentlich nur noch in Phrasen oder abgelutschten Wörtern schreiben (denn alles ist heute Phrase oder abgelutscht);
es gilt aber, in dieser Weise die Wörter selbst und ihre Erfinder und Verwender
lächerlich zu machen, zu brechen. Schwierig.
Dienstag, 18. Februar 2014
Muntzibuntzi sagt: Ein auf strikt nonverbale Aussagen oder auf ständig beweisbare
Tatsachen beschränktes Denken käme dem Wahnsinn gleich (deshalb leben Idioten meist
besser als …). Es ist ebenjene Methode, die die Literatur nutzt. Unter anderem weil wir es gewohnt
sind, manchmal (fast nur) aus Worten Welten zu ahnen, uns darin zurechtzufinden,
funktioniert Literatur.
Schriftsteller, 39 Jahre alt, 14 Bücher reich, schreibt
belletristische Prosa, Essays, etwas Lyrik, Schattentheater und
Fingerspritzlinge, sucht sie, seine Leser, egal wie alt und reich, wie hübsch
oder hässlich. Sie sollten bereit sein, seine Bücher zu kaufen, zu lesen und ab
und zu zu lachen. Schreib doch Deiner Buchhandlung Deiner Wahl (oder der Online-Maschinen-Tussi)
und bestell Dir meinen Backkatalog. [Chiffre
666]
Montag, 17. Februar 2014
2001 sagte mir eine katholische Nonne, dass Gott viele Krankheiten, die die
Welt insgesamt tragen müsse, in die Schweiz sende, weil wir hier ein gutes Gesundheitssystem
hätten. Und deswegen seien hier auch so viele Engel tätig. Jetzt mein eigentlicher
Gedanke: ICH BIN GEGEN DIE MASSENEINWANDERUNG VON ENGELN. STOPPT DEN ENGELÜBERSCHUSS!
Sonntag, 16. Februar 2014
Samstag, 15. Februar 2014
Der Witz ist alt, aber
die Kirche lernt ja wirklich nie. Nungut, sie haben ja auch ›ewig‹ Zeit. Also: »Wie die britische Zeitung ›The Independent‹ berichtet, soll in einem Restaurant
Menschenfleisch als Delikatesse serviert worden sein. Gerüchte über ein
Kannibalen-Restaurant habe es schon lange gegeben, nun haben die
Sicherheitsbehörden den Beweis: Auf den beschlagnahmten Speisekarten gab es
unter anderem ›gebratenen Menschenkopf‹ im Angebot.
Der Fall flog auf,
nachdem ein örtlicher Pastor die Polizei alarmiert hatte: Der Geistliche wollte
eine Anzeige wegen einer seiner Ansicht nach zu hohen Rechnung erstatten. Als
er später von den Behörden erfuhr, was er gegessen hatte, reagierte er empört: ›Was
wird aus diesem Land? Ich beginne vor den Menschen Angst zu haben.‹«
Also dann:
a) Das sind grad die Rechten, sich über zu hohe Rechnungen zu beklagen.
b) Gott hat ihm also nichts gesagt, als er den Kopf fraß.
c) Was regt der sich auf: Die fressen ja ständig (nach jeder Wandlung) Jesu Füdlibacken oder Lendchen. (Nur Hirn werden sie da kaum mampfen können …)
Also dann:
a) Das sind grad die Rechten, sich über zu hohe Rechnungen zu beklagen.
b) Gott hat ihm also nichts gesagt, als er den Kopf fraß.
c) Was regt der sich auf: Die fressen ja ständig (nach jeder Wandlung) Jesu Füdlibacken oder Lendchen. (Nur Hirn werden sie da kaum mampfen können …)
Wer kann Gedanken lesen? Niemand. Denn man wird nie herausfiltern können,
was jemand denkt, wirklich denkt. Doch kommt ein Künstler, der Kunstwerke eines
anderen Künstlers instinktiv versteht, nahe an ein Gedanken-Lesen heran. Man hätte
es sonst nämlich selbst so sagen wollen. So denken wollen? (So denken gekonnt?)
Freitag, 14. Februar 2014
Donnerstag, 13. Februar 2014
Mittwoch, 12. Februar 2014
Dienstag, 11. Februar 2014
Montag, 10. Februar 2014
Abdichtungen, Entschwörungsformeln:
Dichte nicht, dichte nicht, dichte nicht, mein Dichterling, mein Fichterling, mein
Schmächterling; dichte nicht, dichte nicht, mein Pflögelchen, mein Pöbelchen; dichte
nicht mein Hanswurst. Lass es bleiben, lass uns bleiben, bleib doch hier, nimm ein
Bier und werd schön kirr‘.
Sonntag, 9. Februar 2014
Warum soll man lesen, fragen Nichtleser, die Welt sei wirklicher. Warum soll
man nicht lesen, frage ich: Letztlich ist es ein Code für die Welt, wie sie neu auch durch Computer erschaffen wird,
die dafür ebenso Zeichen brauchen. Die
Literatur ist ein Fassen und Erfassen der Welt. Im Hier wird das Sein nur zum Da-Sein (wenn man Glück hat), bei der Literatur zum auch Dort-Sein. (Ein Fassen und Erfassen des Seins,
das so zum Dasein wird.)
Zurück in die Natur: »Immer sehnte
ich mich nach meinen Büschen, meinen Bächen, meinen einsamen Wanderungen.« – Typisch
Rousseau: Er möchte als einsamer Wanderer in den Feuchtgebieten hinter den Büschen
lustwandeln. (Deshalb auch Voltaire an Rousseau: »Man bekommt richtig Lust, auf
allen Vieren zu gehen, wenn man ihr Werk liest.«)
Samstag, 8. Februar 2014
Freitag, 7. Februar 2014
Letztlich war Arno Schmidt doch eine Art Genie (oder ein Wahnsinniger, natürlich). Sein Werk macht nicht eigentlich seine Gelehrsamkeit, sein
Wissen aus, das Zusammensuchen. Sondern sein Sprachrhythmus (den man teilweise
schon auch lernen kann) und vor allem sein ihm anscheinend mühelos zur
Verfügung stehender Wortschatz – reichte der nicht, erfand er sich, nach seinem
Bonmot bei einer Umfrage, eben selbst ein Wort. Das sich untadelich in seinen
Text einfügte.
Donnerstag, 6. Februar 2014
Mittwoch, 5. Februar 2014
FLANIEREN
Er spaziert auf und
ab. ›Es flaniert‹, nennen es die kleinen Jungen mit ihren weißen Stimmen. Sie
sind noch zu jung, um ›flaniert‹ zu werden. Ihnen macht der gutgekleidete Mann
in Schwarz noch keine richtige Angst. Zu unschuldig sind sie, um sich
vorzustellen, woher jeweils das Fleisch kommt, das der Mann ihren Familien bei
seinen Besuchen am Arm ihrer älteren Brüder mitbringt. Sowieso, die Familien
sind arm. Und arm heißt hier auch: krank. Also erwähnen die älteren Brüder den
jüngeren gegenüber nie, wie da eine tiefe Fleischwunde doch schmerzen kann,
auch wenn nur ein Pfund herausgeschnitten worden ist.
Die
›Furche‹: Seine Welt dreht sich um diesen Begriff. Er mag es, die Buben nach
seinem ›Kauf‹ eine ganze Nacht an den Hafenanlagen entlang spazieren zu führen.
Bis es dunkel wird. Und sie ihm zu den Tieren der Nacht werden, schön,
gestählt. Während sie der Schlucht der Macht, der eigenen ›Furche‹, bereits
nicht mehr entkommen können.
Ist
es Macht? Will er, dass sie nicht mehr schön sind?
Den
ganzen Abend und die Nacht redet er nur mit ihnen, zahlt ihnen in den Cafés und
Bars das Essen und Trinken. Erst am zweiten Tag, nach einer langen Nacht, heißt
er sie, das Versprechen einlösen, das sie angesichts des Geldes gemacht haben.
Dazu hat er starke Reißer. Sie halten die Knaben fest, während der Chirurg Hand
anlegt.
Sie
verbluten nie. Sogar gehen können sie danach wieder. Bei vielen wächst das
Fleisch ein bisschen zu. Es ist nur etwas unschön, schmerzt auch hin und
wieder. Aber die Familie lebt, die Familie hat zu essen. Und selbst der Pfarrer
schützt den gnädigen Herrn, er spricht von der Geburt aus dem Schmerz, verweist
auf die Genesis. Auch ihm ist nicht ganz klar, warum der gnädige Herr das tut.
Der
erwähnt manchmal die ›schlimmen Gedanken‹, die ihn überwältigen kommen, falls
er nicht wieder und wieder flaniere. Und er wolle nicht den großen Schmerz
verpassen, den Gott einigen Menschen vermache und den zu sehen auf einem
fremden Gesicht großes Glück verheiße.
Vielleicht
deswegen greift er auch zum Mittel der ›Nabelschnur‹: Er bindet beim Chirurgen jeweils
einen Faden um seine eigene Hüfte und um die Hüfte des Knaben. Im Moment, wenn
das Skalpell invadiert, die Hüfte sich bäumend hochzischt, zieht es ihn wie
magisch an. Und in Zuckungen wird der Kontakt wieder locker.
Einmal
wollte jemand vom Chirurgen hören, ob das denn rechtmäßig sei, was er da tue:
Der verwies darauf, dass im Recht höchstens die Sterne seien. Denn kein Mensch
könne sie ernten. Hier jedoch gehe, was eben gehe.
Doch
kurz darauf geschah etwas Sonderbares. Der sich die Zeit vertreibende Mann
blieb eines Abends aus. Und den nächsten. Und den übernächsten. Und den wieder
nächsten. Einige glaubten, die Nabelschnur habe ihm sein Herz eingerissen.
Andere meinten, er sei wohl weggezogen. Einer meinte zu wissen, dass er nie
mehr schlimme Gedanken haben müsse. Schließlich sagten einige, dass derart
stark gesalzenes Fleisch den Magen verderbe und dies wiederum wichtige
Lebensnerven.
Vielleicht war es auch
nur seine Leber. Er trank gerne Wein.
Dienstag, 4. Februar 2014
Montag, 3. Februar 2014
Samstag, 1. Februar 2014
Die Kleine Graue Maus.
Sie fällt kaum auf. Aber überall ist sie dabei. Immer neugierig, immer gierig. Sie
meint, alles verdient zu haben. Egal, wenn es die Umwelt langsam zerstört, sie macht
ja nur kleine Sprünge. Auch, weil die nicht so viel kosten. Sie mag ihr Bankkonto.
Es gehört ihr. Das kann ihr auch der Staat nicht nehmen. Sowieso, sie zahlt Steuern,
der Staat hat zu ihr zu schauen. Das Recht, abstimmen zu dürfen, nimmt sie meistens
wahr. Und stimmt meist so, wie es der Bundesrat will. Bleibt alles beim Alten. Für
die alten Kleinen Grauen Mäuschen. Die aber pro Jahr unglaublich viel Fleisch essen.
Ach, die Tierchen, denen geht es gut, die haben ja zu fressen. Sie meint, ihr Essen ihr Leben lang hart verdient zu haben. Verdienst: eines ihrer Lieblingswörter. Aber
Katzen, zum Beispiel, mag sie. Sie verachtet ja nicht alle Tiere, streichelt einige ganz
gerne. Solange die stubenrein sind und nicht beißen. Machte sie schon im Puppenalter.
An ihre eigene Puppenstube erinnert sie sich jedoch kaum. Sie weiß nur, dass sie
immer brav war. Nie falsch gelebt hat. Und wenn sie mal gespielt hat, tat sie es
leise. So wird sie auch aus dem Leben treten: leise. Kaum vermisst. Es gibt noch
genug andere. Kleine Graue Maus.
Parallel-Universen wären
möglich, die nicht einfach gespiegelt sind oder wir ihr Spiegel: sondern solche,
die zeitlich um Sekundenbruchteile versetzt sind und also fürs gewöhnliche Auge
ununterscheidbar. Oder sie spielen gleichzeitig aber mit immer einem klitzekleinen
Unterschied (da ist ein weißer Rabe etc.)
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