Mittwoch, 26. Dezember 2012
Warum waren mir früher schon die Wolken am Himmel weit wichtiger als Schnittblumen,
die frau mir mitbrachte? Ich kann das Sterben alles Lebenden nicht gut ertragen.
Wer solches anbetet, nur weil es schön aussieht, hat nicht immer mein Verständnis.
– – – Wer also Schnittblumen liebt, ist ein Monster? Funktioniert die Welt wirklich
so einfach? …
Dienstag, 25. Dezember 2012
Samstag, 22. Dezember 2012
Es ist beängstigend, wie sehr heute alles durch den Profit gemessen wird.
Selbst das Kulturelle wird ins Schema des Geldes gepresst. Es kommt so weit, dass
ein Roman in jedem Land anders endet, dem jeweiligen Land zur Zufriedenheit: Da
wird dann in einem Mercedes gestorben statt in einem Honda, in einem Fiat statt
in einem Ford.
Freitag, 21. Dezember 2012
Sowieso, diese Vermehrungsbürger
und Naturverräter: Zurück zur Natur wollen sie? – Ja, aber das heißt bei ihnen:
mit Vollgas! Sie warten an den Ampelanlagen des Lebens auf Grün, doch machen
nichts dafür. Da wird noch lange Beton sein und Asphalt.
Und dann
dieser Hass, der in dir hochkriecht. Aber die Nächstenliebe gibt es in den
Warteschlangen nie: Visagenklumpen allerorts, keiner lacht, jeder glotzt,
Fresse an Fresse, Andrang, Nachschub, Schwemmgut, Pressware, »wir danken für zahl-reiches erscheinen«. Alles voller
Reiseziele und Belange, vermutlich in jedem Einzelfall total unwichtig und
egal. Hintermanns Mundgeruch im Nacken, hat Vordermanns Nacken mir nichts zu
sagen. Und erst diese Gesichtsscheiben: restlos hirnlos. Aber jede eine flache
Welt für sich.
Wenn du jeweils
wieder mal rausgegangen bist, hast du dich an die eigene Regel zu halten
versucht: Sieh‘ nie länger hin als extrem kurz! Eine Sekunde pro Gesicht, mehr
hältst du nicht aus.
Aber auch
dann: Manche Gesichter saufen binnen dieser Sekunde zu Visagen ab.
Sitzmumien
fahren der Intensivstation, Nachwuchszombies ihrer Filialeneröffnung entgegen.
Wieso
überhaupt bei gleichgeschalteter, leergefegter Standardmimik diese biologisch unverständlichen,
garantiert unnötigen Minimalabweichungen in der Formatierungsoption?
Wackelkontakt am Fließband? Einer sieht nicht wie der andere aus, aber alle
sind sich allzu gleich.
Denn auch die
hinterletzte Fresse will sich noch in die Zukunft katapultiert sehen, dieses
kaum hochgezüchtete Säugetier, und hat’s geschafft, seit Jahrmillionen immer
wieder voll dabei zu sein, mit kaum variierter Bulligkeit durch Äonen zu
stiefeln, zu transpirieren, zu kopulieren, schwabbelfroh und winterfest.
Ja, Herr Müller
und Frau Meier allerorts. So erfolgreich du auch wegzugucken versuchst: In den
Autos sitzt Frau Meier reihenweise gestaffelt, mit vollen Migros-Tüten.
Gesichtslaune: Camembert. Alter: jederzeit fortgeschritten. Oft lacht sie
nicht, Frau Meier, und wenn, so hilft das auch nicht viel. Gesamteindruck:
irreparabel. In ihrer höchsten Erscheinungsform mag sie sogar Mozart hören, im
Wunschkonzert. Oder Häppchen beim Kultur-Sepp.
Und meist
sitzt da noch ein Sohn im Fonds. Der hilft, drei Camembert-hoch, die Windelachterpacks
zu stapeln, und dann karren sie das alles, sich selbst ja immer mit, zum
knallweißen Haus mit Floristikbetonkübeln, Doppelgarage und Hundezwinger.
Das alles als
apokalyptisch zu bezeichnen geht eigentlich nicht mal. Apokalyptisch wäre eine
prophetische Fiktion. Das alles aber ist traurige Heutheit.
Donnerstag, 20. Dezember 2012
Aber
was denkst du auch. Du hast noch fünf Tage. Oder besser gesagt fünf Nächte. Das
hat dir der Arzt gesagt. Und auch angedeutet, dass sie voller Qual sein werden.
Gelindert nur durch etwas Morphium. Und andere heftige Schmerzmittel und
starke Beruhigungstropfen. Um dich selbst in den letzten Stunden noch ruhigzustellen.
Nur nicht auffallen. Auch im Tode nicht.
Ach, hör doch auf. Warum willst du
noch bitter sein in den letzten Momenten deines Lebens? Schließlich hast du das
Dasein selbst zumindest ab Mitte des Lebens immerhin als ein Geschenk begreifen
können. Wir wissen nicht, woher wir kommen, wir wissen nicht, warum wir sind,
wir wissen nicht, wohin wir gehen, aber immerhin sind war da. Als eine Art
heller Schein zwischen der vorangegangenen Nacht voll Dunkelheit und einer
nachfolgenden Nacht. In diesem knappen Abschnitt ist uns die Gabe gegeben,
nachdenken zu wollen, nachdenken zu können. Sofern uns der Körper nicht
schmerzt und ständig ablenkt.
Am Ende ist also der
Leib. Jetzt sind die Schmerzen da, die dich nur noch sehr vermindert denken
lassen.
Mittwoch, 19. Dezember 2012
Rentner werden vor neuen Kürzungen verschont: Die SVP sieht das Volk
betrogen. Künstler erhalten mehr Förderung: Die SVP sieht das Volk betrogen. Veloverkehrswege
werden ausgebaut: Die SVP sieht das Volk betrogen. Die musische Bildung soll gefördert
werden: Die SVP sieht das Volk betrogen. – Wenn also Rentner nicht das Volk sind
und Künstler auch nicht und Velofahrer auch nicht und Kinder/Jugendliche auch nicht
etc.: Wer ist denn für die SVP überhaupt
das Volk?
Dienstag, 18. Dezember 2012
Montag, 17. Dezember 2012
Sonntag, 16. Dezember 2012
Freitag, 14. Dezember 2012
Dienstag, 11. Dezember 2012
Ein Mann, wohlhabend geworden durch ein Waffengeschäft, flog wie stets
für einige Verhandlungen nach Budapest, wo er aber diesmal zusätzlich eine Frau
schwängerte, die dafür einige Tausend Euro von ihm bekam, nachdem der Sohn
geboren worden war. Mit diesem, entbunden in der besten Klinik Ungarns, flog
der Vater zurück in die Schweiz, wo er ihm die fürsorglichste Pflege angedeihen
ließ: Kindermädchen, die mit ihm verschiedene Sprachen reden mussten, Vorschule
an einem geheimen Standort, Privatschule und privates Gymnasium. Der Sohn
bereiste mit dem Vater oder mit Freunden die Welt, genoss die feinsten Speisen
und trug die edelsten Kleider. Am 20. Geburtstag allerdings ließ ihm der
Vater nicht nur ein Fest ausrichten wie man es in Zürich noch nie gesehen
hatte, sondern erschoss ihn auch um Punkt Mitternacht vor versammelter
Gesellschaft. Er habe ihn in die Welt gebracht und hochgezüchtet, sagte er, so
könne er ihn nun auch töten und essen. Worauf er vor der entsetzten
Gesellschaft Gabel und Messer zückte und den Sohn langsam zu verspeisen begann.
Erst die herbeigerufene Polizei hielt ihn davon ab, sein Messer immer und immer
wieder in das Fleisch seines toten Sohnes zu schneiden.
Samstag, 8. Dezember 2012
Sich als Gesunder in einer kranken, kaputten Welt zu bewegen ist nicht so
schlimm. Mit dem Alter aber streben viele nach äußerer Stabilität, da die innere
immer mehr fehlt: Man wird reaktionär im besten Fall oder unterstützt Rechtsregierungen,
die hartes Durchgreifen versprechen. (Wo man sowieso immer denkt, es trifft ja nur
die anderen.) (Zum Glück ist es einigen auch einfach egal – das ist in dem Fall
für einmal positiv.)
Freitag, 7. Dezember 2012
Donnerstag, 6. Dezember 2012
»Provokationen sind Durchgänge, sie begründen keine dauerhafte literarische
Existenz.« – Die Menschen bleiben zwar hoffentlich nicht auf immer gleich, aber
so 1‘000 Jahre hat die Menschheit vermutlich schon, bis geistige Veränderungen
Besitz des Einzelnen werden. Also lohnen sich Provokationen doch; auf ewig ist
sowieso nichts.
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Dienstag, 4. Dezember 2012
Montag, 3. Dezember 2012
Freitag, 30. November 2012
Es ist bitter zu bekennen und doch eine Tatsache, dass nicht ein einziges
jemals von mir geäußertes Wort als eine rein aus meinem eigenen Wesen hervorgegangene
Meinung angesehen werden kann; immer werde ich doch beeinflusst. Wie aber kommt man zu
sich selbst und kann noch ganz eigene
Geschichten erzählen? Geht das überhaupt? Wäre man damit nicht jenseits von allem?
Mittwoch, 28. November 2012
Dienstag, 27. November 2012
Eine Überlegung, die man hier vielleicht nicht erwarten würde; trotzdem:
Vermutlich sollten die so genannten Linken (zu denen ich mich, von den so
genannten Rechten aus gesehen, zählen darf) mal ihr Gewissen ehrlich hinterfragen,
ob sie mit ihrer Asylpolitik nicht die Kräfte ins Land holen, die jene Arbeit
machen, die mancher städtischer Linkswähler nicht mehr machen würde; die SVP
aber jene Kräfte tatsächlich draußen haben möchte, weil ein größerer Teil ihre
Wählerschaft diese Art von Arbeit noch auf sich nehmen würde. Oder wie sehen
das die so genannten Rechten?
Montag, 26. November 2012
Sonntag, 25. November 2012
Samstag, 24. November 2012
Dienstag, 20. November 2012
Der Mensch, ein Schöpfungsfehler? Oder, weil er ein Fehler ist, ist die
Schöpfung an sich ein Fehler, das, was sich gemacht hat? – Versöhnung kann
nicht durch die Natur kommen, nicht durch Zivilisation … – höchstens durch die
Kunst. Warum? Weil sie alles nimmt, was da ist, als Grundlage, und damit
spielt. Als Ergebnisse, die etwas gelten, in diesem Spiel, werden nur solche
akzeptiert, die etwas Besseres aus dem Ausgangsmaterial gemacht haben; nicht
alles; nicht einfach jede neue Mischung, das kann auch der Zufall; sondern das,
was … ach, auch das hat doch keinen Sinn mehr …
Montag, 19. November 2012
Aaahhh, ›Geist‹: Für die Politiker, meist von rechts bis links, ein Etwas,
das unter keinen Umständen mit der Wirklichkeit verwechselt werden oder gar mit
ihr interferieren darf. Die Denker und Dichter daher zwar ein Stand des ›geistigen
Adels‹, den man aber entweder ignoriert oder bejubelt, ohne ihn in seinen Aussagen
ernst zu nehmen. Dass aber zum Beispiel stetig gesteigerte Gütererzeugung (oft um
dieser Erzeugung willen) nicht lange weitergehen kann und darf, das … ach, es hat
doch keinen Sinn …
Sonntag, 18. November 2012
»Sogar der Kindermord von Bethlehem verlor seine Grausamkeit, indem die
Knäblein aus Marzipan und Gummizucker hergestellt waren, die dann mit Behagen
in unseren Mägen verschwanden.« – Wer Derartiges ernsthaft schreibt, würde
heute wohl auch dem Mord an den Juden in Auschwitz durch ähnliches ›Vertilgen‹ glatt
alles Erschreckende nehmen können, wenn man da nur – passend zu den
überlieferten Bildern, die ja dann aber auch nicht so ernst zu nehmen sind – die
zu fressenden Juden aus etwas dünner geformtem Marzipan und Gummizucker
herstellen würde, um der heutigen Schlank-Gesellschaft nicht zu viel Zucker
zuzumuten …
Samstag, 17. November 2012
Das einfache Schweizer Volk: Mann, motz mal nicht
immer so rum!
Riedo: Wieso nicht?
Das einfache Schweizer Volk: Änderst ja doch nichts!
Riedo: Hah! Das ist nicht bewiesen!
Das einfache Schweizer Volk: Dann beweis mal das
Umgekehrte!
Riedo: Hm, und wenn es mir wenigstens guttut?
Das einfache Schweizer Volk: Schön für Dich. Schreib’s
in Deinem Stübchen auf, aber lass es nicht hier raus!
Riedo: Aber wenn es irgendwo noch jemandem helfen könnte?
Das einfache Schweizer Volk: Haha, als gäb’s noch
andere solche Quengelonkels …
Riedo: Immerhin sprichst Du von ihnen im Plural! Was zu beweisen
war!!
Das einfache Schweizer Volk: Was?! Also Du glaubst
doch wohl nicht … Hallo? Hallo! Was soll das, Klugscheißer?! Mann, komm zurück,
eh …
Südzubringer Luzern: Können denn die Menschen nicht mal einige Jahre vorausdenken?
Was soll das! Da werden sie vielleicht schneller mit dem Brumm-Brumm in der Stadt
sein, aber dann verlagert sich der Stau dorthin. Und sowieso: Was wollen die alle
mit dem Brumm-Brumm in der Stadt? Sollen mal wieder mit eigener Muskelkraft fahren
bzw. laufen. ›Idioten‹ haben es doch – schön einfach – in den Beinen, oder?! (Zumindest
nicht im Kopf; aber anscheinend, wenn man sie so hinter ihren Lenkrädern sieht,
am fünften Rad im Karren, auch nicht im Gesicht, denn da ist nur Leere, große, gähnende,
doofe, ja: gesichtslose Leere.)
Freitag, 16. November 2012
Wer die Marktwirtschaft, wer das ewige Weiterarbeiten für den bloßen Geldgewinn
erträgt, wer nicht mal fühlt, was hier alles falsch ist –: Der hat doch ein Defizit.
Ein existentielles Defizit. Und zeigt doch, dass er nicht mehr sein will als eine
Amöbe im Versuchslabor … Ach nein, das wäre eine Beleidigung für die Amöbe … Vielleicht
deshalb sind sie auch gegen Abtreibung: So eine diploide Zelle ist tatsächlich etwa
gleich differenziert denkend wie sie …
Steuerhinterziehung ist ein ›Kavaliersdelikt‹, ja, regelrecht ein
›Sport‹ beinahe aller Schweizer; aber Sozialhilfeempfänger werden fast zu Tode
gejagt. (Überhaupt, jenes Wort: Nur, weil sich die Mehr-Besseren, also die vom Volk
bestaunten Geld-›Kavaliere‹, früher ganz offen gewisse Straftaten
leisten konnten, ohne bestraft zu werden, ist das damit Benannte noch lange keine simple
Untat – im Gegenteil!)
Donnerstag, 15. November 2012
Mittwoch, 14. November 2012
Dienstag, 13. November 2012
Wer leidet unter den Anfechtungen des Verstandes? Etwa bloß jene, die sich
trotz allem nicht ganz gegenüber jenem Verstandesdenken verschließen können, das
von außen kommt? Denn ihr eigener Verstand ficht sie kaum an. Und wer ihn hat, den
Verstand, leidet kaum darunter, sondern eher unter den Bedingungen der Welt und
was daraus nicht gemacht wird.
Montag, 12. November 2012
Wenn meine Katze, die im Juni starb, auf dem Totenschragen noch dachte, dass
die Welt zuhause immer so aussehen werde, wie sie aussah …, aber jetzt ist sie schon
anders: Was sagt das darüber aus, wie weit wir wirklich vorausdenken können, zumindest
über unseren Tod hinaus? – Nun, immerhin können es einige, die selbst nur noch einige
Monate zu leben haben, weiter, als andere, die noch fast ihr ganzes Erwachsenenleben
vor sich haben.
Sonntag, 11. November 2012
Ah, die See der Finsternis, auf der die Menschen paddeln, das Gestarr
der Sterne darüber, der Liebeswellen täuschende Bojen an den Gestaden der
Unendlichkeit, nicht mal wirklich zu erreichen mit dem Malstrom der Gedanken,
mitten in der Dezemberdunkelheit, herabfrierende Kälte auf unseren törichten
Tanz des immerhin möglichen Vielleicht, das uns kein Computer wegnimmt …
Oft denke ich, das wilde Um-sich-Schlagen all der Konsumenten mit immer
neuen Betätigungen strengen sie bloß dazu an, das Sprichwort wahr werden zu
lassen, dass man im Grab rotieren kann: Tot sind sie eigentlich schon, mit
ihren Konventionswünschen, sie merken es nur noch nicht … und rotieren noch ein
wenig …
Samstag, 10. November 2012
Ich hab‘ ein
Kaninchen,
Direkt beim Züchter gekauft,
Dazu gehört ein zweites,
Damit sie beide auf der Herrschaftswiese herumtollen können,
Die vor dem Schloss liegt,
Wo die Diener darauf warten,
Mir das Portal aufzuhalten,
Direkt beim Züchter gekauft,
Dazu gehört ein zweites,
Damit sie beide auf der Herrschaftswiese herumtollen können,
Die vor dem Schloss liegt,
Wo die Diener darauf warten,
Mir das Portal aufzuhalten,
Damit ich in meinen riesigen
Speisesaal kann,
Die Bibliothek
Und den Schlafraum mit Privatorchester als Wecker …
Die Bibliothek
Und den Schlafraum mit Privatorchester als Wecker …
Aber ich hab ja gar keine
Kaninchen,
Doch hab ich heut zwei gesehen,
Die hätten mir gefallen können.
Doch hab ich heut zwei gesehen,
Die hätten mir gefallen können.
Ein ganzes Leben kann gutgemeint sein und doch nur Böses hervorbringen.
Ein ganzes Leben kann man sich als intelligent betrachten und doch nur verkitscht
sein. Es gibt wissenschaftlichen Kitsch, es gibt literarischen Kitsch, es gibt Gefühlskitsch.
Es gibt sogar differenzierten Kitsch. Der Defekt kann im Leben sitzen. Cave!
Donnerstag, 8. November 2012
Mittwoch, 7. November 2012
Dienstag, 6. November 2012
Einer, der immer wieder das gleiche Buch schreibt; aber aus verschiedenen
Perspektiven: Ich-Erzählung, aus der Sicht der Schwester, des Vaters, des Kollegen,
der Partnerin, aus der Sicht eines Passanten, der den Protagonisten immer wieder
sieht, als Seitenstück zu einem Abschnitt der Weltgeschichte, als Epos, als Theaterstück,
als einfaches Gedicht, immer und immer und immer wieder …
Völlig abgebrannt … Also ein Buch aus der eigenen Bibliothek genommen,
kurz den Namen geziert-zierlich reingeschrieben, ein paar Anmerkungen hingeschludert,
die vor Jahren hätten hingekritzelt sein können, und dann das Buch zum Antiquar
getragen, der es prompt mittelteuer kauft, um es superteuer weiterzuverkaufen …
Montag, 5. November 2012
›Sinnlos‹: Eine Buchhandlung, in der nur verkauft wird, was der
Buchhändler kennt. Aber warum eigentlich: Weil ein Ein-Mann-Laden nicht mehr
funktionieren kann? Weil es nach marktwirtschaftlichen Kriterien ›schön dumm‹
ist? Weil man nicht weiß, warum man genau das lesen soll, was der oder die
Buchhändlerin mag? – Dabei bestaunt Ihr Stars doch auch und kauft, was sie
mögen (wobei sie oft nur mögen, was ihnen bezahlt wird …)?
Montag, 29. Oktober 2012
Sonntag, 28. Oktober 2012
Mittwoch, 24. Oktober 2012
Dienstag, 23. Oktober 2012
Sonntag, 21. Oktober 2012
Samstag, 20. Oktober 2012
Donnerstag, 18. Oktober 2012
Alle
Sprache ist doch längst verbraucht. Die ›edle‹ sowieso, das hat schon Pound gesehen.
Und der Slang ist heute auch nichts Besonderes mehr. Eigentlich gehen deswegen nur
noch Texte, die in Zitaten reden, also eine riesige Zitaten-Collage – die aber etwas
sagt, was mehr sagt, als die Summe dieser Zitate. Karl Kraus hat’s vorgemacht im
Theater-Bereich. Fehlt die gleichwertige Leistung in der Lyrik und der Prosa.
Mittwoch, 17. Oktober 2012
Es kann das ja geben: Ein Stück wirklich schlechter Literatur in einem exzeptionell
guten Buch; wenn es einen Zweck erfüllt, nämlich (siehe Joyce). Würde man es aber
auch merken, was es auf sich hat, wenn ein Autor ein ganzes Buch schlecht schreibt,
absichtlich, aus einem bestimmten Zweck (siehe Riedo)? Und würde es sogar kunstvoll
sein, ein ganzes Leben nur schlechte Bücher zu schreiben, aus einer bestimmten Absicht
heraus (aber dann eine Seite so perfekter Literatur zu hinterlassen, dass man doch
weiß: Die/Der hätte auch anders gekonnt)?
Montag, 15. Oktober 2012
An dem Quell der Langenweile
Lag die Dichtkunst hingegossen.
Ihre Kinder, die Vokale,
Brachten großes Wasserblubbern;
Aus dem Blubbern Tropfen wurden,
Kleine Spritzer funkelnd flogen,
Und zum Bächlein sich formierten,
Da wie Schiffchen talwärts eilten,
Hey, die flossen, hey, die sprangen,
Auf des Gründelns seichten Spuren.
Lag die Dichtkunst hingegossen.
Ihre Kinder, die Vokale,
Brachten großes Wasserblubbern;
Aus dem Blubbern Tropfen wurden,
Kleine Spritzer funkelnd flogen,
Und zum Bächlein sich formierten,
Da wie Schiffchen talwärts eilten,
Hey, die flossen, hey, die sprangen,
Auf des Gründelns seichten Spuren.
Sonntag, 14. Oktober 2012
Montag, 8. Oktober 2012
Sonntag, 7. Oktober 2012
Samstag, 6. Oktober 2012
Donnerstag, 4. Oktober 2012
Stellung der Frau in Xxx: Zuerst sitzt sie im Familienauto vorne rechts, vielleicht sogar mal vorne links (vor der Hochzeit); dann sitzt sie mit einem Sohn oder Kind hinten, damit vorne Platz bleibt für Gäste; wenn der Sohn älter wird, sitzt sie immer noch hinten, der Sohn vorne rechts neben dem Vater. Und wir sagen, es gebe überall Gleichberechtigung! (Aber heute haben ja alle zwei Autos, nicht?!)
Mittwoch, 3. Oktober 2012
Dienstag, 2. Oktober 2012
Montag, 1. Oktober 2012
Gäbe es aus Sicht der Kultur doch einen Grund gegen zu viele Ausländer in einem Staat? Denn die Ausländer, auch viele Akademiker – zumindest mehr als in ihrem eigenen Land –, hängen im Ausland einer völlig kitschigen Heimatliebe nach, konsumieren billigste Heimatkultur. Der Gesamtgehalt, der Gesamtwert der Kultur im Land also sinkt. Und wem kann das eigentlich nur dienen? Den rechten Parteien. So was …
Samstag, 29. September 2012
Freitag, 28. September 2012
Donnerstag, 27. September 2012
Mittwoch, 26. September 2012
Montag, 24. September 2012
Freitag, 21. September 2012
Mittwoch, 19. September 2012
Während aber eine Symphonie polyphon erklingen kann (und dazu ein Orchester braucht) und ein Bild wohl poly›phon‹ gemalt sein mag, einfach zum Beispiel dadurch, dass es aus dem Rahmen fällt, aus der Zweidimensionalität (und also auch ›Material‹ braucht), kann das die Sprache nicht derart einfach. So muss man wohl spätestens seit dem 19. Jahrhundert von zwei sehr verschiedenen Arten von Erzählen ausgehen: Dem, welches das Poly-Whatever abzubilden versucht (und dazu Papier braucht oder zumindest eine Schreiboberfläche wie auch immer, aber wo Lese-Laut und Lese-Schriftbild ›auseinanderklaffen‹ können) – und dem, das nach wie vor Sprache versteht als ›Erzählen‹, ohne dass es dazu Papier braucht. Ich sage nicht, dass das zweite veraltet wäre. Im Gegenteil: Wer es hier fertigbringt, doch etwas vom Ur-Gefühl abzutönen, dem gelingt wahrlich große Literatur.
Wenn Freud die Urszene sucht, so suchen Schriftsteller (Sie wissen, wen ich meine) nach der perfekten Abbildung des Ur-Bildes (es könnte auch der Ton sein – genau hierin liegt unter anderem das Problem) der eigenen Kreativität. Das, was alles losgetreten hat. Also jenes Poly-Whatever, dem eigentlich nur durch vielstimmiges Sprechen beizukommen ist.
Nicht immer ist der Inhalt eines Textes der Entwurf einer Gegenwelt. Bei guten Texten kann das zudem oder gar ausschließlich das Erzählen selbst sein. Was ich damit meine? Ja, spricht denn der Esel davon, warum er so muht, wie er muht. Der Witz mit den großen Ohren und Geschlechtsteilen kommt ja von außen …
Er oder sie: Herr Rüdo, wie verbinden Sie Ihren Aufklärungshabitus damit, dass Sie die große Resignation anzuknabbern scheint?
Meine Deinheit: Die ganzgroße Resignation wohl noch nicht. Aber bitte: Aufklärung wird eben häufig falsch verstanden. Für mich ist sie das, was man aus der Geschichte herauslesen muss – und dann die einzige Möglichkeit der Kleinen, über die halt leider Mächtigen zu lachen. Die Moral von der G’schicht ist eigentlich immer, dass der Welt nicht zu helfen ist. Diese Einsicht aber und ihre Rückformulierung in Texte ist doch eine Art Hilfe. Deshalb sind Aufklärer oft sowohl Melancholiker als auch Satiriker. Warum sie aber vielfach noch wider besseres Wissen zu handeln versuchen, wo eigentlich nur zu texten wäre, nun … auch wir sind alle Teil des Ganzen, nicht?
Meine Deinheit: Die ganzgroße Resignation wohl noch nicht. Aber bitte: Aufklärung wird eben häufig falsch verstanden. Für mich ist sie das, was man aus der Geschichte herauslesen muss – und dann die einzige Möglichkeit der Kleinen, über die halt leider Mächtigen zu lachen. Die Moral von der G’schicht ist eigentlich immer, dass der Welt nicht zu helfen ist. Diese Einsicht aber und ihre Rückformulierung in Texte ist doch eine Art Hilfe. Deshalb sind Aufklärer oft sowohl Melancholiker als auch Satiriker. Warum sie aber vielfach noch wider besseres Wissen zu handeln versuchen, wo eigentlich nur zu texten wäre, nun … auch wir sind alle Teil des Ganzen, nicht?
Prostitution sei nicht wie Organhandel? Aber verkaufen nicht auch die Dirnen ihren ›Körper‹? Und tut man nicht beides eigentlich gegen seinen Willen, hätte man genug zum Leben? Und müsste also die (gewerbliche) Prostitution unter Umständen nicht auch verboten werden? (Oder zumindest genossenschaftlich organisiert?)
Dienstag, 18. September 2012
Ein Abschied mit Retardationen: Nehme ich nicht wie ein Sterbender (der ich ja bin) langsam Abschied von allen Sinnfragen, keinen Sinn mehr sehend im Leben, im Lesen, im Schlafen gar? Bin ich nicht mehr und mehr nicht nur für den Anthropofugismus, sondern immer mehr auch für den Biofugismus, den Geofugismus?
Montag, 17. September 2012
Überhaupt: die Neutralität. Die wurde Helvetien von den europäischen Großmächten einst aufdiktiert. Und jetzt gilt sie plötzlich als ›urschweizerisch‹. So spricht sich der Kranke Mut zu, sein Leiden habe er doch schon immer ganz sanft gehabt oder zumindest mache es ihm nichts aus. (Woraus man keine falschen Schlüsse ziehe: Ich bin gegen eine Armee.)
Warum hatte man im Zweiten Weltkrieg eigentlich das Gefühl, das ›Alpenmassiv‹ sei ›uneinnehmbar‹? Seit Jahrhunderten liefen doch die Franzosen, Russen, Österreicher und wer weiß wer alles noch nach Belieben drin ‘rum und bekämpften sich da. Aber so funktionieren Mythen. Oder die Dummheit, die nie auch nur ein paar Jahrhunderte zurückblickt.
Sonntag, 16. September 2012
Das Kampflied gegen die Apartheid-Ideologie in Südafrika war um 1980 Pink Floyds »Another Brick in the Wall, Part 2«; in Ost-Berlin sang man 1989 »Looking for Freedom« von David Hasselhoff: Sagt das nun etwas über die Deutschen aus? (Und wäre Peter Bichsel rassistisch, wenn er so etwas fragen würde?)
Samstag, 15. September 2012
Freitag, 14. September 2012
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