Freitag, 30. November 2012
Es ist bitter zu bekennen und doch eine Tatsache, dass nicht ein einziges
jemals von mir geäußertes Wort als eine rein aus meinem eigenen Wesen hervorgegangene
Meinung angesehen werden kann; immer werde ich doch beeinflusst. Wie aber kommt man zu
sich selbst und kann noch ganz eigene
Geschichten erzählen? Geht das überhaupt? Wäre man damit nicht jenseits von allem?
Mittwoch, 28. November 2012
Dienstag, 27. November 2012
Eine Überlegung, die man hier vielleicht nicht erwarten würde; trotzdem:
Vermutlich sollten die so genannten Linken (zu denen ich mich, von den so
genannten Rechten aus gesehen, zählen darf) mal ihr Gewissen ehrlich hinterfragen,
ob sie mit ihrer Asylpolitik nicht die Kräfte ins Land holen, die jene Arbeit
machen, die mancher städtischer Linkswähler nicht mehr machen würde; die SVP
aber jene Kräfte tatsächlich draußen haben möchte, weil ein größerer Teil ihre
Wählerschaft diese Art von Arbeit noch auf sich nehmen würde. Oder wie sehen
das die so genannten Rechten?
Montag, 26. November 2012
Sonntag, 25. November 2012
Samstag, 24. November 2012
Dienstag, 20. November 2012
Der Mensch, ein Schöpfungsfehler? Oder, weil er ein Fehler ist, ist die
Schöpfung an sich ein Fehler, das, was sich gemacht hat? – Versöhnung kann
nicht durch die Natur kommen, nicht durch Zivilisation … – höchstens durch die
Kunst. Warum? Weil sie alles nimmt, was da ist, als Grundlage, und damit
spielt. Als Ergebnisse, die etwas gelten, in diesem Spiel, werden nur solche
akzeptiert, die etwas Besseres aus dem Ausgangsmaterial gemacht haben; nicht
alles; nicht einfach jede neue Mischung, das kann auch der Zufall; sondern das,
was … ach, auch das hat doch keinen Sinn mehr …
Montag, 19. November 2012
Aaahhh, ›Geist‹: Für die Politiker, meist von rechts bis links, ein Etwas,
das unter keinen Umständen mit der Wirklichkeit verwechselt werden oder gar mit
ihr interferieren darf. Die Denker und Dichter daher zwar ein Stand des ›geistigen
Adels‹, den man aber entweder ignoriert oder bejubelt, ohne ihn in seinen Aussagen
ernst zu nehmen. Dass aber zum Beispiel stetig gesteigerte Gütererzeugung (oft um
dieser Erzeugung willen) nicht lange weitergehen kann und darf, das … ach, es hat
doch keinen Sinn …
Sonntag, 18. November 2012
»Sogar der Kindermord von Bethlehem verlor seine Grausamkeit, indem die
Knäblein aus Marzipan und Gummizucker hergestellt waren, die dann mit Behagen
in unseren Mägen verschwanden.« – Wer Derartiges ernsthaft schreibt, würde
heute wohl auch dem Mord an den Juden in Auschwitz durch ähnliches ›Vertilgen‹ glatt
alles Erschreckende nehmen können, wenn man da nur – passend zu den
überlieferten Bildern, die ja dann aber auch nicht so ernst zu nehmen sind – die
zu fressenden Juden aus etwas dünner geformtem Marzipan und Gummizucker
herstellen würde, um der heutigen Schlank-Gesellschaft nicht zu viel Zucker
zuzumuten …
Samstag, 17. November 2012
Das einfache Schweizer Volk: Mann, motz mal nicht
immer so rum!
Riedo: Wieso nicht?
Das einfache Schweizer Volk: Änderst ja doch nichts!
Riedo: Hah! Das ist nicht bewiesen!
Das einfache Schweizer Volk: Dann beweis mal das
Umgekehrte!
Riedo: Hm, und wenn es mir wenigstens guttut?
Das einfache Schweizer Volk: Schön für Dich. Schreib’s
in Deinem Stübchen auf, aber lass es nicht hier raus!
Riedo: Aber wenn es irgendwo noch jemandem helfen könnte?
Das einfache Schweizer Volk: Haha, als gäb’s noch
andere solche Quengelonkels …
Riedo: Immerhin sprichst Du von ihnen im Plural! Was zu beweisen
war!!
Das einfache Schweizer Volk: Was?! Also Du glaubst
doch wohl nicht … Hallo? Hallo! Was soll das, Klugscheißer?! Mann, komm zurück,
eh …
Südzubringer Luzern: Können denn die Menschen nicht mal einige Jahre vorausdenken?
Was soll das! Da werden sie vielleicht schneller mit dem Brumm-Brumm in der Stadt
sein, aber dann verlagert sich der Stau dorthin. Und sowieso: Was wollen die alle
mit dem Brumm-Brumm in der Stadt? Sollen mal wieder mit eigener Muskelkraft fahren
bzw. laufen. ›Idioten‹ haben es doch – schön einfach – in den Beinen, oder?! (Zumindest
nicht im Kopf; aber anscheinend, wenn man sie so hinter ihren Lenkrädern sieht,
am fünften Rad im Karren, auch nicht im Gesicht, denn da ist nur Leere, große, gähnende,
doofe, ja: gesichtslose Leere.)
Freitag, 16. November 2012
Wer die Marktwirtschaft, wer das ewige Weiterarbeiten für den bloßen Geldgewinn
erträgt, wer nicht mal fühlt, was hier alles falsch ist –: Der hat doch ein Defizit.
Ein existentielles Defizit. Und zeigt doch, dass er nicht mehr sein will als eine
Amöbe im Versuchslabor … Ach nein, das wäre eine Beleidigung für die Amöbe … Vielleicht
deshalb sind sie auch gegen Abtreibung: So eine diploide Zelle ist tatsächlich etwa
gleich differenziert denkend wie sie …
Steuerhinterziehung ist ein ›Kavaliersdelikt‹, ja, regelrecht ein
›Sport‹ beinahe aller Schweizer; aber Sozialhilfeempfänger werden fast zu Tode
gejagt. (Überhaupt, jenes Wort: Nur, weil sich die Mehr-Besseren, also die vom Volk
bestaunten Geld-›Kavaliere‹, früher ganz offen gewisse Straftaten
leisten konnten, ohne bestraft zu werden, ist das damit Benannte noch lange keine simple
Untat – im Gegenteil!)
Donnerstag, 15. November 2012
Mittwoch, 14. November 2012
Dienstag, 13. November 2012
Wer leidet unter den Anfechtungen des Verstandes? Etwa bloß jene, die sich
trotz allem nicht ganz gegenüber jenem Verstandesdenken verschließen können, das
von außen kommt? Denn ihr eigener Verstand ficht sie kaum an. Und wer ihn hat, den
Verstand, leidet kaum darunter, sondern eher unter den Bedingungen der Welt und
was daraus nicht gemacht wird.
Montag, 12. November 2012
Wenn meine Katze, die im Juni starb, auf dem Totenschragen noch dachte, dass
die Welt zuhause immer so aussehen werde, wie sie aussah …, aber jetzt ist sie schon
anders: Was sagt das darüber aus, wie weit wir wirklich vorausdenken können, zumindest
über unseren Tod hinaus? – Nun, immerhin können es einige, die selbst nur noch einige
Monate zu leben haben, weiter, als andere, die noch fast ihr ganzes Erwachsenenleben
vor sich haben.
Sonntag, 11. November 2012
Ah, die See der Finsternis, auf der die Menschen paddeln, das Gestarr
der Sterne darüber, der Liebeswellen täuschende Bojen an den Gestaden der
Unendlichkeit, nicht mal wirklich zu erreichen mit dem Malstrom der Gedanken,
mitten in der Dezemberdunkelheit, herabfrierende Kälte auf unseren törichten
Tanz des immerhin möglichen Vielleicht, das uns kein Computer wegnimmt …
Oft denke ich, das wilde Um-sich-Schlagen all der Konsumenten mit immer
neuen Betätigungen strengen sie bloß dazu an, das Sprichwort wahr werden zu
lassen, dass man im Grab rotieren kann: Tot sind sie eigentlich schon, mit
ihren Konventionswünschen, sie merken es nur noch nicht … und rotieren noch ein
wenig …
Samstag, 10. November 2012
Ich hab‘ ein
Kaninchen,
Direkt beim Züchter gekauft,
Dazu gehört ein zweites,
Damit sie beide auf der Herrschaftswiese herumtollen können,
Die vor dem Schloss liegt,
Wo die Diener darauf warten,
Mir das Portal aufzuhalten,
Direkt beim Züchter gekauft,
Dazu gehört ein zweites,
Damit sie beide auf der Herrschaftswiese herumtollen können,
Die vor dem Schloss liegt,
Wo die Diener darauf warten,
Mir das Portal aufzuhalten,
Damit ich in meinen riesigen
Speisesaal kann,
Die Bibliothek
Und den Schlafraum mit Privatorchester als Wecker …
Die Bibliothek
Und den Schlafraum mit Privatorchester als Wecker …
Aber ich hab ja gar keine
Kaninchen,
Doch hab ich heut zwei gesehen,
Die hätten mir gefallen können.
Doch hab ich heut zwei gesehen,
Die hätten mir gefallen können.
Ein ganzes Leben kann gutgemeint sein und doch nur Böses hervorbringen.
Ein ganzes Leben kann man sich als intelligent betrachten und doch nur verkitscht
sein. Es gibt wissenschaftlichen Kitsch, es gibt literarischen Kitsch, es gibt Gefühlskitsch.
Es gibt sogar differenzierten Kitsch. Der Defekt kann im Leben sitzen. Cave!
Donnerstag, 8. November 2012
Mittwoch, 7. November 2012
Dienstag, 6. November 2012
Einer, der immer wieder das gleiche Buch schreibt; aber aus verschiedenen
Perspektiven: Ich-Erzählung, aus der Sicht der Schwester, des Vaters, des Kollegen,
der Partnerin, aus der Sicht eines Passanten, der den Protagonisten immer wieder
sieht, als Seitenstück zu einem Abschnitt der Weltgeschichte, als Epos, als Theaterstück,
als einfaches Gedicht, immer und immer und immer wieder …
Völlig abgebrannt … Also ein Buch aus der eigenen Bibliothek genommen,
kurz den Namen geziert-zierlich reingeschrieben, ein paar Anmerkungen hingeschludert,
die vor Jahren hätten hingekritzelt sein können, und dann das Buch zum Antiquar
getragen, der es prompt mittelteuer kauft, um es superteuer weiterzuverkaufen …
Montag, 5. November 2012
›Sinnlos‹: Eine Buchhandlung, in der nur verkauft wird, was der
Buchhändler kennt. Aber warum eigentlich: Weil ein Ein-Mann-Laden nicht mehr
funktionieren kann? Weil es nach marktwirtschaftlichen Kriterien ›schön dumm‹
ist? Weil man nicht weiß, warum man genau das lesen soll, was der oder die
Buchhändlerin mag? – Dabei bestaunt Ihr Stars doch auch und kauft, was sie
mögen (wobei sie oft nur mögen, was ihnen bezahlt wird …)?
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