Dienstag, 31. August 2010
Die große, reiche Welt besucht die Theater, wo ihr vor blendenden Abendkleidern und klimperndem Schmuck eine gespielte Welt des Hungers und des Elends aufgetischt wird, während die kleinen, armen Leute sich in die grottenhaft zurechtgemachten Eventlokale presst, um einen Schimmer der Welt abzubekommen, wie sie ihn sich bei den Reichen imaginiert.
Montag, 30. August 2010
Sonntag, 29. August 2010
Samstag, 28. August 2010
Freitag, 27. August 2010
Heimat? –: Wurstologisch: St. Galler Bratwurst, Berner Wurst, Basler Rheinwurst, Züri-Gschnetzlets in Wurstform … isst eh alles Wurst, Hauptsache: Wurst! Wurstmenschen allen Örtchens; wo sie‘s meist haufenweise rauspressen. Arme Würstchen! Vereinzelt erbärmlich, paarig oft schon erfrecht, in Massen jedoch eine bedrohliche Naturgewalt: Wwwia sind Wwwia(schtl …), nichts geht über uns!!!
Ein demokratischer Staat garantiert theoretisch die Gleichheit der Möglichkeiten (nicht die Gleichheit an sich: wir sind per Geburt alle anders). Deswegen sorgt er meist für genügend Ruhe unter den Bürgern, damit kein so genanntes Unrecht geschieht. Was jedoch fast immer vergessen geht: Man sollte auch dafür sorgen, dass jedem Individuum genügend Unruhe gestattet ist, die es braucht, um die größtmögliche Entfaltung der ihm gegebenen Begabungen herauszufordern. (Wieder einmal also sorgt man eher für die Denkschwachen als für die Denkstarken. Meint also die Gleichheit der Möglichkeiten bloß ein ›Hochheben‹ aller auf eine ›Mindesthöhe‹?)
Donnerstag, 26. August 2010
Mittwoch, 25. August 2010
Alle menschlichen Tätigkeiten haben eigentlich den Sinn, Schrecken und Störungen zu beheben bzw. gar nicht erst richtig aufkommen zu lassen, dienen also gewissermaßen zur Systemregulierung (des Ichs). Aber wie ist das bei jemandem, der all dies bereits zum Vornherein als bloße Selbstregulierung durchschaut?
Dienstag, 24. August 2010
Montag, 23. August 2010
Sonntag, 22. August 2010
Samstag, 21. August 2010
Freitag, 20. August 2010
Warum schreiben die Staaten nicht mehr solche Wettbewerbe aus wie: Legen Sie plausibel dar, warum die als ›Naturalistischer Fehlschluss‹ bezeichnete Schlussweise tatsächlich fehlerhaft ist? – Ich meine: Es steht pars pro toto für das, was Staaten heute nicht mehr tun, nicht mehr sind. (Der Bundesrat: Was ist ein ›Naturalistischer Fehlschluss‹?)
Donnerstag, 19. August 2010
Mittwoch, 18. August 2010
Nur jene Schriftsteller, die wirklich etwas können, sollen genug verdienen. Diese Haltung ist so was von verlogen: Als könnten nicht B-Fußballer von ihrem Rumgekicke leben, als wäre die Karriere von bloß regional bekannten Architekten nicht gut mit Geldscheinen gepolstert. Es zeigt halt, was die Kunst den Menscherl wert ist. (Und ich sage das nicht aus Bitterkeit: Ich habe soeben eine Staats-Förderung erhalten.)
Dienstag, 17. August 2010
Die kühne Vision der Kulturschaffenden fehle heutzutage, es fehle der große gesellschaftliche Gegenentwurf. Ja, wie wär es denn mit einem totalen Auto-Verbot in allen Städten? Menschen würden ruhiger, Menschen würden wieder eher da wohnen, wo sie eine Arbeit haben, die dumme totale Mobilität würde als Ganzes überdacht, die Umwelt atmete auf, der Lärm wäre um vieles kleiner, weniger Tote, weniger Schmerz, nur Fahrräder und Fußgänger und die notwendigsten motorisierten Vehikel auf den Straßen … – aber: wer will denn das schon? diesen ›großen‹ gesellschaftlichen Gegenentwurf?
Der Roman eignet sich besser fürs Historische als der Film: Dieser, in der Totalität seines Blicks, ist dazu verdammt, Tausende kleine Fehler zu machen. Prosa aber kann aussparen und hat darum die Möglichkeit, fehlerlos zu sein. (Ausnahme beim Film: Wenn man – wie Kubrick – gleich eine Vergangenheit schafft, die sich am Kunstwerk, ja am Kunstblick einer vergangenen Zeit orientiert.)
Montag, 16. August 2010
Wer heute für sich noch ein Schicksal, ja gar eine göttliche Vorherbestimmung in Anspruch nimmt, der schreibt dies auch den in Auschwitz ermordeten Juden zu; wer sagt, sein Leben bewege sich auf ein ihm gegebenes Ziel hin, der impliziert, auch jene Leben der Ermordeten hätten ein solches gehabt – das eben nur die Gaskammer habe sein können. Wer dies denkt und/oder sagt, ist recht eigentlich ein Nazi. (Oft ohne, dass er es weiß; aber schützt Nichtwissen vor Strafen in einer sich modern nennenden Welt?)
Sonntag, 15. August 2010
Samstag, 14. August 2010
Freitag, 13. August 2010
Donnerstag, 12. August 2010
Mittwoch, 11. August 2010
Dienstag, 10. August 2010
Ich möchte in einer Welt leben, in der die Natur sich nicht derart sklavisch an alle Vorschriften hält: ein Eimer kaltes Wasser nie plötzlich sieden kann; ein durcheinandergemischtes Kartenspiel nie plötzlich geordnet vor einem liegt; und ein auf die Tastaturen eines Computers hämmernder Affen nie die besten Bücher eben dieser Welt schreibt. Wer das nicht versteht, wird mich nie verstehen.
Montag, 9. August 2010
Ein erzählender Schriftsteller operiert – leider! – mit Wirklichkeiten: aus dem Wunsch heraus, eine vorhandene nach seinen Vorstellungen zu korrigieren, erfindet er eine zweite, die in einigen offensichtlichen Punkten (und vielen gut versteckten) von jener ersten abweicht. (Aber ist die erste nicht auch bloß unsere Vorstellung?)
Ein ›Historischer Roman‹ erzählt eine Geschichte meist nur etwas anders als es die offizielle Geschichtsschreibung tut – die auch nicht das beschreibt, was wirklich geschah, ja, es nie wird beschreiben können. Gerade deswegen braucht es die Romanschreiber: Sie stellen sich gegen allzu offensichtliche Geschichtsfälscher im Dienste des Staates.
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