Das Leben, wie es uns auferlegt ist – so Freud – ist eigentlich zu schwer für uns (nichts mit ›jedem sein Rucksäckchen‹: Ich habe eine ganze Welt auf dem Buckel, bin ATLAS all over again). Helfen, im wirklichen Sinn, kann nur dreierlei: erstens mächtige Ablenkungen. Doch die Zeiten sind fast vorbei; nichts mehr tut das für mich, außer S**; manchmal noch ein Auftritt, vor allem bei Ehrungen; plus wissenschaftliches Arbeiten, wenn ich mich voll darauf konzentrieren kann. Zweitens Rauschstoffe. Doch war ich noch selten einer für Alkohol; beim Rauchen reichten mir zwei Wochen mit sechzehn; und die Opiate sind auch nicht immer derart toll, wie man meint. Zum Glück – wortwörtlich – gibt’s das Dritte: Ersatzbefriedigungen. Für mich das Erbauen von Wortwelten, manchmal auch nur eines Hügels, einer kleinen Kammer, und sei es einer geheimen ...
Oder aber doch noch anders gesagt: Warum versuche ich mich als Schriftsteller und teilweise als Wissenschaftler (Germanist)? Die Wissenschaft ist nach Freud dem oben beschriebenen Typ eins zuzuteilen: Sie ist Ablenkung. Das literarische Schreiben jedoch ist Typ drei: Illusionen, gebaut gegen die Realität (denn selbst im Roman, der ›aus dem Leben‹ gegriffen ist, wird alles gewollt vom Autor strukturiert[1] – es herrscht nicht dasselbe Zufallsprinzip wie in der Realität [›Chaos‹ wiederum, statt Zufall, kann ich nicht sagen, denn Minimalprinzipien gibt es ja sogar in der Realität, etwa mit den Regeln der Thermodynamik – das Einzigste, worin sich ein allfälliger Weltenerbauer nicht nur selbstverwirklicht, sondern auch selbstoffenbart hätte ...]
[1] Außer er heißt zum Beispiel [Y] [X].
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