Samstag, 4. März 2017

MEINE IMAGINÄRE REISE, 2. MÄRZ (ERSTER TAG)
Ein Klischee: Warum möchte ich diese Reise überhaupt noch machen? Denn es ist ja nicht so, dass ich erst nach meinem 40. Geburtstag auf die Idee gekommen bin, die Vereinigten Staaten (abwechselnde Namensgebung im Text macht sicher immer gut ...) zu befahren. Den Traum hatte ich als Jugendlicher. Möchte ich also, wenn ich mit meinem Bruder gehe, eine Art Jugend wiedergewinnen oder zumindest das Gefühl der Zwanziger? Kaum. Ich weiß ja, dass ich mich selbst und meine Gefühlswelt immer mit mir nehme. Die Lage im Innern ändert sich nicht groß. Aber ein Wechsel der Umwelt kann schon ein Wechsel auch im Innern bringen. Man wird halt dann sehen müssen ...
Auf jeden Fall will ich mir nicht die typischen Bilder wiederholen: Die «wahnsinnig hilfsbereiten» Amis, die «aber» «ach so auf die Kalorien schauen – oder überhaupt nicht» ... Oder die «ein übersteigertes» Sicherheitsdenken haben. Eine «unglaubliche» Landschaft. Ich will mir aufschreiben, was mir wirklich auffällt und im Kopf bleiben müsste. Einzelheiten. Die mehr sagen (könnten).

Die Reise begann an sich erst mit dem Start des Flugzeugs. Vorher war da das Gefühl des Gewöhnlichen noch zu groß. Zum Glück bringt mich «my love» (einige Klischees und Worthülsen dürften erlaubt werden), meine Freundin noch gut auf den Weg: Danke! – Danach aber beginnt zwar die Reise, wie gesagt, aber es ist doch ein Warten: Bis wir zwischenlanden, bis wir wieder starten, bis wir endlich in New York (JFK) ankommen. Ich komme viel schneller an der Grenzkontrolle vorbei als 2013. Nur das Iran-Visum wird dem Supervisor gezeigt, das ist es dann aber schon. In der Subway Richtung Penn Station allerdings sitzen wir mitten im Klischee (das wir vielleicht auch selbst sind: Wir müssen aufpassen, in unseren Kommentaren zueinander nicht in eine Art Europa-Chauvinismus zu verfallen: Man erwartet ein auch technisch führendes Land, und ist nicht gefasst auf Toiletten, die für unsere Nasen mehr stinken, auf Wasserhähne, die für uns unlogisch funktionieren – und auf Croissants, die 510 Kalorien haben: «Wie machen die das?!», lachen wir ...): Ein Penner, der sich grad verschiebt oder auch nur aufwärmt, stinkt dermaßen schlimm, dass viele Passagiere in andere Wagen ausweichen. Wir schauen einander an und bleiben.

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