MEINE IMAGINÄRE REISE, 19.
MÄRZ (ACHTZEHNTER TAG)
Wieder im Rocky Mountains
National Park. Die etwas längere Wanderung im Schnee. Wenig Menschen, viele Vögel, berührende Natur.
Auf dem Parkplatz dann drei
Frauen mit schreienden Kindern getroffen, die viel zu weit gewandert waren. Ich
bot ihnen an, sie zu ihrem Auto beim anderen Parkplatz zu fahren. Sie waren
unglaublich dankbar: «Lassen Sie mich Ihre Hand schütteln», sagte die eine, die
andere bot Geld an, die dritte meinte: «Ach, es ist teilweise so mühsam mit
Kindern ... Haben Sie nie welche!»
Abends in Boulder hat mich
dann Alice angesprochen. Sie ist 18 Jahre alt und arbeitet bei Taco Bell für
9.75 Dollar in der Stunde. Ein Auto hat sie, aber sonst sei sie so ziemlich «broke».
Wollte eigentlich Tierärztin werden, aber mit 15 flog sie von der Schule und
wurde von den Eltern unterrichtet. Daher kriegt sie auch kein Stipendium,
Schulden will sie keine machen, Geld haben die Eltern auch keins. Mit 17 dann
kamen noch schlaflose Nächte hinzu, wo sie von ihrem Unterbewusstsein gequält
worden sei. Darum darf sie nun ärztlich verordnet kiffen. Sie möchte auch gern
einen Road Trip unternehmen, aber hat kein Geld dazu. Sie sei deswegen und ob
ihres Lebens ganz schön «apathetic» ... Und weil sie etwas speziell sei, sage
ihr auch nie jemand, dass sie lieb sei oder wirklich etwas könne. Dabei spiele sie sogar Kontrabass. Wenn sie mal jemanden attraktiv finde, schaue sie sonst immer
weg. Aber das würde bei ihr auch besser
gelten (für die Männer): Frauen seien «crazy», die meiste täten den Männern nur
weh.
Aber sie habe trotzdem jetzt
mal Lust, zumindest zu küssen. Ob mir denn das was ausmache? – Nun, an der
Stelle musste auch ich ihr halt ehrlich sagen, dass ich nicht der Typ bin, der
25 Jahre jüngere Frauen, vor allem da ich ja zuhause sehr verliebt vergeben
bin, küssen mag. Das tat mir leid für sie, aber das lässt mein Herz einfach
nicht zu.
Leb wohl, Alice, und schreib
mir später mal ...
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