…
Du
delirierst? Du schweifst ab und um und aus …
…
Portbou hast
du nie besucht und die Jules-Vernes-Ausgangs-Insel von der Unterwelt herauf und
Island und New York und Salzburg und Barcelona.
Mozart hast
du viel zu wenig gehört und Rembrandt angeschaut oder Johann Heinrich Füssli.
Und von Orson Welles wolltest du alle Filme mal an einem langen Wochenende
nacheinander dir anschauen und tanzen lernen und kochen und dir überlegen, was
im Leben außer dem Spielen doch lohnt:
Liebe und der
Schlaf und das Essen und die Katzen, die man streichelt und diese Eindrücke,
die man nicht erwartet und
Schluss!
Du machst
Listen, Listen, und der Tod kommt dir immer näher. Weißt du denn, auch wenn du
noch ein paar Stunden, ja Tage leben würdest, ob du nicht bald in einen solchen
Zustand fallen wirst, der einigermaßen klares Denken nicht einmal mehr zulässt?
Hast du doch bereits bewusst vom schwarzen Nichts des Grabes geträumt, das aber
von einer hellen Gestalt erleuchtet war!
Jetzt also
springst du, oder besser gesagt, es springt mit dir. Und echte Tragik, die
Tragik eines knapp vor dem Absprung ins Nichts stehenden Ichs, oder besser
gesagt: eines liegenden Ichs, ist kein Ärgernis.
Aber du
meinst immer noch, du seist das wichtigste Bewusstsein der Welt, ein
Hirnzentrum, das Überleben muss!
Und doch
hängt hier kein Bild, das man mitnehmen kann.
Hier wird der
Tod behandelt, als käme er jeden Tag vor. Hier wird damit umgegangen, als
müssten alle sterben. Hier wird so getan, als wäre der Tod unausweichlich.
Ob du wohl
nicht doch ein Zeichen mitnehmen können würdest? Eines, das dir – wenn auch
nach Jahrmillionen – in einem neuen Leben sagen könnte, was du mal gewesen
bist?
Hast du denn
in diesem Leben nach solch einem Zeichen an deinem Körper gesucht? Du hast nie
mit einer ganz dünnen Taschenlampe dein Glied von innen her beleuchtet, um zu
sehen, ob auf der Hülle ein Zeichen eingezeichnet ist, das sich so als
Schattenwurf auf der Wand enthüllen würde …
Oder ob du
dir noch eine Art Kainsmal auf die Stirn prägen könntest, ein Zeichen, das dich
als Geächteter ausweist, hier auf Erden? Das auch den Tod einen Bogen um dich
machen ließe, als ewig Hingeworfener. Als Zerworfener.
Aaahhh, warum
hat der Mensch die Unschuld des Tieres verloren?! – Die Angst der Welt liegt
auf dir. Und mit Verstand ist kein ganz bewusstes Leben mehr möglich: nur sich
selbst zu sein und nur zu sehen, was sichtbar ist et cetera. Denn die
Angst, die Panik, sie kommen auch, wenn man sich nur theoretisch in Lagen
versetzt, in der du nun bist.
Du bist.
Aber du bist,
um zu sterben.
Du reißt von
deinem Hals eine Hand, die dich erstickt. Und du siehst, dass deine eigene
Hand, die soeben die andere weggerissen hat, dir zugleich mit der Geste der
Befreiung eine Schlinge um den Hals gelegt hat. Vorsichtig entfernst du auch
diese Schlinge und strangulierst dich dabei fast mit den eigenen Händen. Deinen
Händen.
Warum ist dir
der Körper zeitlebens so fremd gewesen?
...
Mittwoch, 25. September 2013
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