…
Auch die
Distanzen waren beängstigend. Warum ist die Welt, warum ist das Universum so
eingerichtet, wie wir es erfassen? Du hast das schon als Kind aufgeschrieben
und erst später bei Joyce gesehen, dass er dasselbe gemacht hat: »Ich wohne in
Littau, Kanton Luzern, Schweiz, Europa, auf der Erde, im Sonnensystem, in der
Milchstraße, im bekannten Universum …« Also erstens einmal mehr: Alles schon
gedacht, alles schon getan, alles schon aufgeschrieben. Wieder hast du etwas
abgebrochen. Und zweitens, eben: diese Distanzen! Oder diese Wege. Du wirst nie
die ganze Schweiz sehen, geschweige denn ganz Europa. Wann aber hatte man genug
gesehen, um über die Welt reden zu dürfen. Und wie weit waren die Besuche
austauschbar: Konnte man New York schon mit siebzehn sehen oder erst mit siebenundvierzig?
Und was musste man vorher gesehen haben, damit man bei nur einem Besuch alles
mitbekam, was wichtig war. Soziologisch, architektonisch, kulturell,
zeitgeschichtlich, kulinarisch et cetera. Man sieht nur, was man weiß …
Weiter
gefragt: Wie weit waren die Erlebnisse im Leben austauschbar, damit man am Ende
doch ungefähr gleich über eine Sache denken würde wie jetzt? Oder würde die
kleinste Vertauschung schon einen ganz anderen Menschen aus einem machen? Du
dachtest, ganz am Ende wüsstest du vielleicht darüber etwas Bescheid. Aber das
weißt du weniger als zuvor. Der Kopf voll Äther.
…
Dienstag, 17. September 2013
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