Samstag, 22. Juli 2017
Traditionen stehen als eine Art Dach und Dachbegriff bei Wolf von Niebelschütz über allem in seinem Leben (also ist es ein sehr breiter Traditionsbegriff). Dabei wurden die Traditionen selbst beziehungsweise das Erfüllen seines Traditionsverständnisses von WvN und auch
von außen (vor allem in seiner Haltung zu einzelnen Phänomenen) teilweise enorm
ambivalent erlebt. Man kann aber zeigen, dass er, was ihm in diesem
Zusammenhang oft vorgeworfen wird, kein Nazi war, sondern eher ein feiger
Schweiger, der sich ethisch möglichst korrekt durchwursteln wollte, im Einklang
mit seinen ihm inhärenten Traditionsvorgaben. Auch in seinem Werk behinderte
ihn seine eigene Traditionsfixiertheit lange Zeit eher. Außer beim Blauen Kammerherrn, wo eine Art
Barockstil absolut passte, verhinderte dieser immer und immer wieder
angewendete Stil weitere bedeutende Werke – bis er es in den 1950er-Jahren
schaffte, aus seinem bisherigen Stil zu fliehen und für das zweite Hauptwerk, Die Kinder der Finsternis, entscheidend
zu ändern (persönlich gesehen seine bedeutendste Innovation); er schaffte es
also, seiner ihn behindernden Verwurzelung und den Traditionen teilweise zu
entfliehen, über den Umweg von Auftragsarbeiten, bei denen er sich von Beginn
weg freier bewegte, nicht von den eigenen Traditionslinien behindert wurde und fest
verwurzelt bleiben zu müssen meinte.
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