Dienstag, 4. Juni 2013
Ich liege einmal mehr im Spital. Die Sirene draußen heult. Ich weine über
mein Leben. Der Bart wächst immerhin noch, sage ich mir, aber sonst? Ich fasse mich
ans Kinn. Suche Härchen am Ohr. Draußen heult die Sirene. Das Cortison fließt in
die Vene. Ich kann es spüren, kalt und kribbelnd. Draußen heult die Sirene. Schuhe
eilen geschäftig umher. Ich stelle mir die Gesichter dazu vor mit geschlossenen
Augen. Und ein Leben. Draußen heult die Sirene. Der Stoff rinnt. Ich habe wieder
in die Hose gemacht. Leicht. Das soll vorkommen, versichert mir der junge Arzt.
Aber ich schäme mich trotzdem vor der Pflegefachfrau. Draußen heult die Sirene.
Die Sonne wärmt junge Pflanzen. Ich sitze im Dunkel und lese nicht einmal. Ich greife
mir ans Kinn. Einer soll es doch tun. Ein Besucher sieht ins falsche Zimmer. Was
habe ich mit ihm zu tun? Jetzt ist die Blase leer. Draußen heult die Sirene.
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