ZWEIHALBJAHRHUNDERT
Nein, ein Genie war
unser Schmidt nicht. Unser? Ja, unser: Denn wir erkennen ihn immer, egal ob in
Briefen an Heinz Jerofsky, ob im Frühwerk, den mittleren Jahren oder dem
Spätwerk: Immer ist da dieser Rhythmus, der Sprachrhythmus, das, was nur bei
ihm so zwischen den Wörtern (als quasi ›betonter‹ Zwischenraum) mitschwingt,
zwischen den Sätzen: Da war ich hin!: Von
dem herrlich ausgewogenen Prosatakt!
Sowieso, Schmidts
Werk: ein Hin- und Her – auch der Lebensstimmungen – oder eben Auf und Ab der ›GegenSätze‹:
Ganze Geistestreppen besteigt er so, selbstgebaute oder vorgeplante,
Hauptsache: hoch hinaus. Und von oben trotzdem noch das kleine Leben
mitstenographiert, tief unten.
Eben ›auf und ab‹: Im
eigenen kleinen Leben wollte der Lagerbuchhalter der deutschen Literatur in
Gedankenwolkenwelten alle überschweben können – und da oben gibt sich das
Barometer nicht zu störrisch. Dazu: Wer braucht schon New York, wenn er bei Poe
nachlesen kann, wie das früher war: Dieses Bild wollte er sich nicht von der
Realität überblenden lassen.
Und tief innen nicht
die Angst nähren, dass die ganze Kultur nächstens vor die Säue geht. So liegt
in seinem Sprachgefühl auch der Mut und die Wut gegen eine wie auch immer
geartete Obrigkeit verborgen oder besser gesagt: eigentlich offen zutage. Die unerhörte Geschmeidigkeit und Vokalharmonie
seiner Sprache als Wundmale …
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