Samstag, 10. Juni 2017

Wolf von Niebelschütz (1913–1960) polarisiert. Man mag ihn seiner Sprache und seiner Erzählkraft wegen, oder man findet ihn irgendwie abstoßend. Dazwischen gibt es fast nichts. Folglich geben die einen dem zum Beispiel so Ausdruck: »[D]ie Sehnsucht nach dem irdischen Paradies ist so alt wie die Dichtung, und sie kann immer wieder zu ihrem Gegenstande werden. Ein einziges Mal ist das in der Nachkriegsliteratur geschehen, im ›Blauen Kammerherren‹ des deutschen Dichters Wolf v. Niebelschütz, einem Roman, der die gesamte Elendsliteratur durch seine Schönheit, Poesie und Kunstfertigkeit überragt.« Die anderen zum Beispiel so: »An diesen 995 Seiten [von ›Der Blaue Kammerherr‹] hat der Verfasser sieben Jahre lang geschrieben. Rechnen wir nach: also etwa seit Stalingrad. Es gingen Hunderttausende nach Sibirien, der Autor schrieb an dem galanten Roman. Es fielen täglich und nächtlich Menschen und Bomben – der Autor schrieb galant weiter. Es geschah dann noch einiges, aber der Autor ließ sich nicht beirren: seine Gedanken waren bei Danae, sechzehnjährig, blond und süß. Kann sich einer sieben Jahre lang irren?«

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