Samstag, 5. März 2016

Nach seinem Tod dauerte der Ruhm noch einige Jahre an. Spitteler war trotz des Nobelpreises nicht nachhaltig zum Allgemeingut geworden. 1945 begann immerhin noch die Edition der «Gesammelten Werke», und zwar, das war bei der Schenkung des Nachlasses an die Eidgenossenschaft durch die beiden Töchter 1933 so vereinbart worden, im Auftrag der Schweizerischen Eidgenossenschaft; 1973 erschien dann noch die ausführliche Biographie von Werner Stauffacher. Trotzdem sind seither sein Ruhm und die Kenntnis seines Werks stetig gesunken. Die Rezeption von Spittelers epischem Werk ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stark rückläufig. Die Älteren kennen meist noch einige Gedichte, die sie früher in der Schule lernen mussten, und unvergessen bleibt seine Rede vom Dezember 1914, mit der er sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs, in die Zukunft schauend, zum Vater des absoluten Neutralitätsgedankens gemacht hatte und aufgrund derer er vor allem in der Zeit der geistigen Landesverteidigung und im beginnenden Kalten Krieg regelrecht zum ‹Säulenheiligen der Neutralität› stilisiert wurde.

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