Donnerstag, 27. Dezember 2012


Wirklich wichtig ist das UNGESAGTE zwischen den Buchstaben.

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Echte Tragik ist zu allen Zeiten ein Ärgernis: Die einen finden es absurd, andere lächerlich, wieder andere staatsgefährdend …
Warum waren mir früher schon die Wolken am Himmel weit wichtiger als Schnittblumen, die frau mir mitbrachte? Ich kann das Sterben alles Lebenden nicht gut ertragen. Wer solches anbetet, nur weil es schön aussieht, hat nicht immer mein Verständnis. – – – Wer also Schnittblumen liebt, ist ein Monster? Funktioniert die Welt wirklich so einfach? …
»LUSH / Customer Card / Für jeden Einkauf von CHF 30.00 erhälst du einen Stempel.« Erhälst!!?? Was ist mit dem Wording, hey?
Der Geisteszustand kann als Landschaft geschildert werden. Die Landschaft kann als ein Geisteszustand geschildert werden. Wer sieht den Unterschied?

Dienstag, 25. Dezember 2012

Nur äußerste Schwäche der Einbildungskraft führt dazu, dass jemand immer und immer wieder reisen muss.
Die Kunst erleichtert das Leben – ohne dass dadurch das Leben leichter würde.
Das Teditative der Kunst: Sie – und damit die Zeit, das Leben – soll lang weilen.
Ich träume eine Welt. Die Welt – sobald geträumt – verkörpert sich in einem neuen Ich.
Verzauberte Prinzen können sich in ihren Gärten ergehen … Wo ist mein Garten?
Wann ist ein Leben nicht ein Leben? Wenn Eindrücke ohne Zusammenhang keinen Wunsch nach Zusammenhang wachrufen?

Montag, 24. Dezember 2012

Dein Schreibtisch ist das Bollwerk gegen die Welt.

Samstag, 22. Dezember 2012

Es ist beängstigend, wie sehr heute alles durch den Profit gemessen wird. Selbst das Kulturelle wird ins Schema des Geldes gepresst. Es kommt so weit, dass ein Roman in jedem Land anders endet, dem jeweiligen Land zur Zufriedenheit: Da wird dann in einem Mercedes gestorben statt in einem Honda, in einem Fiat statt in einem Ford.

Freitag, 21. Dezember 2012

Sowieso, diese Vermehrungsbürger und Naturverräter: Zurück zur Natur wollen sie? – Ja, aber das heißt bei ihnen: mit Vollgas! Sie warten an den Ampelanlagen des Lebens auf Grün, doch machen nichts dafür. Da wird noch lange Beton sein und Asphalt.
Und dann dieser Hass, der in dir hochkriecht. Aber die Nächstenliebe gibt es in den Warteschlangen nie: Visagenklumpen allerorts, keiner lacht, jeder glotzt, Fresse an Fresse, Andrang, Nachschub, Schwemmgut, Pressware, »wir danken für zahl-reiches erscheinen«. Alles voller Reiseziele und Belange, vermutlich in jedem Einzelfall total unwichtig und egal. Hintermanns Mundgeruch im Nacken, hat Vordermanns Nacken mir nichts zu sagen. Und erst diese Gesichtsscheiben: restlos hirnlos. Aber jede eine flache Welt für sich.
Wenn du jeweils wieder mal rausgegangen bist, hast du dich an die eigene Regel zu halten versucht: Sieh‘ nie länger hin als extrem kurz! Eine Sekunde pro Gesicht, mehr hältst du nicht aus.
Aber auch dann: Manche Gesichter saufen binnen dieser Sekunde zu Visagen ab.
Sitzmumien fahren der Intensivstation, Nachwuchszombies ihrer Filialeneröffnung entgegen.
Wieso überhaupt bei gleichgeschalteter, leergefegter Standardmimik diese biologisch unverständlichen, garantiert unnötigen Minimalabweichungen in der Formatierungsoption? Wackelkontakt am Fließband? Einer sieht nicht wie der andere aus, aber alle sind sich allzu gleich.
Denn auch die hinterletzte Fresse will sich noch in die Zukunft katapultiert sehen, dieses kaum hochgezüchtete Säugetier, und hat’s geschafft, seit Jahrmillionen immer wieder voll dabei zu sein, mit kaum variierter Bulligkeit durch Äonen zu stiefeln, zu transpirieren, zu kopulieren, schwabbelfroh und winterfest.
Ja, Herr Müller und Frau Meier allerorts. So erfolgreich du auch wegzugucken versuchst: In den Autos sitzt Frau Meier reihenweise gestaffelt, mit vollen Migros-Tüten. Gesichtslaune: Camembert. Alter: jederzeit fortgeschritten. Oft lacht sie nicht, Frau Meier, und wenn, so hilft das auch nicht viel. Gesamteindruck: irreparabel. In ihrer höchsten Erscheinungsform mag sie sogar Mozart hören, im Wunschkonzert. Oder Häppchen beim Kultur-Sepp.
Und meist sitzt da noch ein Sohn im Fonds. Der hilft, drei Camembert-hoch, die Windelachterpacks zu stapeln, und dann karren sie das alles, sich selbst ja immer mit, zum knallweißen Haus mit Floristikbetonkübeln, Doppelgarage und Hundezwinger.
Das alles als apokalyptisch zu bezeichnen geht eigentlich nicht mal. Apokalyptisch wäre eine prophetische Fiktion. Das alles aber ist traurige Heutheit.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Aber was denkst du auch. Du hast noch fünf Tage. Oder besser gesagt fünf Nächte. Das hat dir der Arzt gesagt. Und auch angedeutet, dass sie voller Qual sein werden. Gelindert nur durch etwas Morphium. Und andere heftige Schmerzmittel und starke Beruhigungstropfen. Um dich selbst in den letzten Stunden noch ruhigzustellen. Nur nicht auffallen. Auch im Tode nicht.
Ach, hör doch auf. Warum willst du noch bitter sein in den letzten Momenten deines Lebens? Schließlich hast du das Dasein selbst zumindest ab Mitte des Lebens immerhin als ein Geschenk begreifen können. Wir wissen nicht, woher wir kommen, wir wissen nicht, warum wir sind, wir wissen nicht, wohin wir gehen, aber immerhin sind war da. Als eine Art heller Schein zwischen der vorangegangenen Nacht voll Dunkelheit und einer nachfolgenden Nacht. In diesem knappen Abschnitt ist uns die Gabe gegeben, nachdenken zu wollen, nachdenken zu können. Sofern uns der Körper nicht schmerzt und ständig ablenkt.
Am Ende ist also der Leib. Jetzt sind die Schmerzen da, die dich nur noch sehr vermindert denken lassen.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Rentner werden vor neuen Kürzungen verschont: Die SVP sieht das Volk betrogen. Künstler erhalten mehr Förderung: Die SVP sieht das Volk betrogen. Veloverkehrswege werden ausgebaut: Die SVP sieht das Volk betrogen. Die musische Bildung soll gefördert werden: Die SVP sieht das Volk betrogen. – Wenn also Rentner nicht das Volk sind und Künstler auch nicht und Velofahrer auch nicht und Kinder/Jugendliche auch nicht etc.: Wer ist denn für die SVP überhaupt das Volk?

Dienstag, 18. Dezember 2012

Es ist, wie es ist. Und wie es ist, ist es fürchterlich.
Was sagt das Männlein zur Domina? – Dein Befehl ist mir Wunsch.

Montag, 17. Dezember 2012

Auf der Suche nach Zuflucht vor dem Geschwätz der Welt.
Kreatief.
Die meisten Männer werden zu Kröten, sobald frau sie ein paar Mal zu viel geküsst hat.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Ich habe einen Roman begonnen. Aber ich bin nicht über den ersten Buchstaben hinausgekommen.
Pfefferpüppchen.
Künftiges wirft Schatten voraus, spricht der Teufel.

Freitag, 14. Dezember 2012

InkaROM.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Ein Mann, wohlhabend geworden durch ein Waffengeschäft, flog wie stets für einige Verhandlungen nach Budapest, wo er aber diesmal zusätzlich eine Frau schwängerte, die dafür einige Tausend Euro von ihm bekam, nachdem der Sohn geboren worden war. Mit diesem, entbunden in der besten Klinik Ungarns, flog der Vater zurück in die Schweiz, wo er ihm die fürsorglichste Pflege angedeihen ließ: Kindermädchen, die mit ihm verschiedene Sprachen reden mussten, Vorschule an einem geheimen Standort, Privatschule und privates Gymnasium. Der Sohn bereiste mit dem Vater oder mit Freunden die Welt, genoss die feinsten Speisen und trug die edelsten Kleider. Am 20. Geburtstag allerdings ließ ihm der Vater nicht nur ein Fest ausrichten wie man es in Zürich noch nie gesehen hatte, sondern erschoss ihn auch um Punkt Mitternacht vor versammelter Gesellschaft. Er habe ihn in die Welt gebracht und hochgezüchtet, sagte er, so könne er ihn nun auch töten und essen. Worauf er vor der entsetzten Gesellschaft Gabel und Messer zückte und den Sohn langsam zu verspeisen begann. Erst die herbeigerufene Polizei hielt ihn davon ab, sein Messer immer und immer wieder in das Fleisch seines toten Sohnes zu schneiden.

Montag, 10. Dezember 2012

Die meisten Menschen sind höchstens gebuildet, nicht gebildet.
Auf die Pizza, fertig, los!

Samstag, 8. Dezember 2012

Sich als Gesunder in einer kranken, kaputten Welt zu bewegen ist nicht so schlimm. Mit dem Alter aber streben viele nach äußerer Stabilität, da die innere immer mehr fehlt: Man wird reaktionär im besten Fall oder unterstützt Rechtsregierungen, die hartes Durchgreifen versprechen. (Wo man sowieso immer denkt, es trifft ja nur die anderen.) (Zum Glück ist es einigen auch einfach egal – das ist in dem Fall für einmal positiv.)

Freitag, 7. Dezember 2012

Oft habe ich das Gefühl, alles zu verschlafen – in letzter Zeit habe ich das Gefühl, den Schlaf zu verschlafen.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

»Provokationen sind Durchgänge, sie begründen keine dauerhafte literarische Existenz.« – Die Menschen bleiben zwar hoffentlich nicht auf immer gleich, aber so 1‘000 Jahre hat die Menschheit vermutlich schon, bis geistige Veränderungen Besitz des Einzelnen werden. Also lohnen sich Provokationen doch; auf ewig ist sowieso nichts.
Die Abendwolken standen da wie Bauern auf einem Schachbrett. Gleich würde die Königin blutrot zuschlagen.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Lichtenberg hatte seine Hefte. Ich sudelkribble hier. (Und Jean Paul. Jean Paul!)
Muss es nicht eine Aufgabe des Schriftstellers sein, die Ketten der so genannten Wirklichkeit zu zerbrechen und vorzustoßen zu dem, was sich im Hintergrunde zeigt, was genauso da ist? – Ich sehe das bei den Schweizer Literaten zurzeit nicht erfüllt.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Unverbrünftig.

Montag, 3. Dezember 2012

Eine Sprache, die dasteht wie schwule, falsche Matrosen in billigen Matrosenanzügen, die so unecht aussehen und sind wie die Gefühle, die sie der See entgegenbringen. (Wobei es zu sagen gilt: Heute sehen eigentlich alle Menschen irgendwie unecht aus.)
Die taubstimme katholische Nonne, die so prüde ist, dass sie sich weigert, männliche Lippen zu lesen.