Samstag, 21. Juli 2018

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30 FRAGEN ZU PIPAPOSIE, ZUR ZEIT UND ZUR PERSON

Welches sind Ihre liebsten Romanhelden?
Schriftsteller. Ja, ich mag Meta-Metaromane.

Und Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Schriftsteller. Und Schriftstellerinnen. Langweilig?

Welches sind Ihre Lieblingsschriftsteller?
Arno Schmidt, Friedrich Dürrenmatt, James Joyce, Gustave Flaubert, Wolf von Niebelschütz, Wolfram von Eschenbach, Carl Spitteler und Carl Albert Loosli. Hm, keine Frau dabei, sowas …

Welche anderen Künstler schätzen Sie besonders?
Orson Welles, Stanley Kubrick, Murnau, Gustav Mahler, Syd Barrett.

Bei welchen Lyrikern geraten Sie ins Schwärmen?
Walther von der Vogelweide, Peter Rühmkorf, Robert Gernhardt.

Verraten Sie uns Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Mich auf den nächsten Sex freuen.

Ihr Lieblingstier?
Die Katze.

Wo würden Sie gerne leben?
Abgelegen. Ruhig. Nicht in der Arktis, nicht in den Tropen.

Was ist Ihre Haupttugend?
Zuverlässigkeit.

Welchen Luxus leisten Sie sich?
Überteuerte vegane Gerichte oder Zutaten. Sie sind leider derart teuer, weil sie kaum jemand kauft.

Was empfinden Sie persönlich als größtes Unglück?
Schmerz. Krankheiten allgemein. Tierquälerei.

Was schätzen Sie an einem Mann am meisten?
Sein Menschsein. Falls er es sich erarbeitet hat.

Was schätzen Sie an einer Frau am meisten?
Sicher nicht das, was eine Frau nach üblicher Definition ausmacht, siehe auch oben.

Ihre Lieblingsgestalten in der Geschichte?
Die Stillen, Guten. Der unbekannte Militärdienstverweigerer.

Welche Fehler können Sie am ehesten verzeihen?
Tollpatschigkeit. Aber ist das ein Fehler?

Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Am liebsten nichts.

Hinter welches Geheimnis möchten Sie gerne kommen?
Wie kann ich alle Jenseits-Religionen abschaffen? Und zwar im Kopf und den Herzen der Menschen.

Welche geschichtliche Reform schätzen Sie am meisten?
Die Abschaffung des motorisierten Individualverkehrs.

Welche natürliche Gabe hätten Sie gerne?
Menschen per Gedanken zu lähmen, vor allem Killer-Autofahrer.

Wie sieht für Sie das vollkommene irdische Glück aus?
Unwirklich.

Was verabscheuen Sie?
Geiz. Profiliersucht. Sturer Egoismus. Machtstreben. Frei gewählte Dummheit.

Wenn Sie »König der Schweiz« wären. Was würden Sie als
Erstes befehlen?
Eine Oligarchie der Weisen, uneigennützig Handelnden einzurichten. Und Plato kann mich mal …

Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Dumpf.

Wie möchten Sie gerne sterben?
Ohne Schmerz und Angst.

Können Sie uns Ihr (derzeitiges) Lebensmotto nennen?
Ne. Und das ist es.

Warum macht es in diesen unpoetischen Zeiten noch Sinn, Gedichte zu schreiben?
Gab es einmal ausgesprochen ‹poetische Zeiten›? Vielleicht mit Walther von der Vogelweide – aber auch er beklagt sich schon … Doch mir selbst ist es Trost, mich in Worten aufgehoben zu sehen: EINST LIEGE ICH DA / Einst liege ich da; und die Stunde dunkelt; / Und mein schmales Bett wird die Kiefer vom Hügel der Kindheit; / Die Decke wird die harte Nebelwand in den Bergen und das kühlende Meer. / Daneben umstehen Sippe und Nachbarn mein Lager. // Die Luft rauscht schwer von des Todes Flügel, / Und der Vogel mit den roten glühenden Augen richtet sein Antlitz gegen mich; / Und fast alle meine Hoffnungen zerfließen angesichts des Kommenden. / Währenddessen steht der Pfarrer immer noch draußen und wartet. // Wenn dann die Nacht naht, und mein Tag geht zu Ende, / Und mein Gesicht totenbleich wird und spitz, / Wenn das Herz ganz Dir gehört und die Hand kalt ist – / Dann löst sich eine Träne und wird zum Urmeer allen Lebens.»

Weshalb lesen Sie (noch) Gedichte?
Weil manchmal, wenn ich mich frage, ob es nicht schöner wäre, einfach immer draußen zu sein, in der Natur, an Uwe Dicks Gedicht «IN DEN WIND GESPROCHEN» denken darf: «Unnützes Wissen? / Bildungsballast? / […] / Zum einen. Und zum anderen / sind da noch die Eingebungen / gewachsener Lebenserfahrung: / Heute morgen – und dieses Ereignis / verdanke ich / einer alten Kladde Griechische Geschichte – / heute morgen / sah ich mehr / als nur / einen großen Baum / mit Schlinggewächsen, Nein, // vor mir / im Frühlicht / rang, / von Raben umwölkt / die Laokoon-Eiche.»

Woher kommt die Idee, der Anstoß, die Inspiration zu einem Gedicht?
Ui, wenn das ein Schriftsteller ganz genau wüsste, würde er diesen Vorgang stets künstlich zu erzeugen versuchen …

Schreiben Sie Ihre Gedichte im stillen Zimmer?
Ideen dazu können irgendwo auftauchen und werden auf Zettel notiert. Aber der größere Teil der Arbeitszeit wird im tatsächlich stillen Arbeitszimmer geleistet.

Was haben Gedichte der Prosa voraus?
Sie können – wenn es darum geht, möglichst wenig Text anzubieten – innerhalb derselben Zeilenzahl eindringlicher sein. Zudem sind sie meistens etwas ‹musikalischer›. Dafür gelten sie als noch unverkäuflicher.
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