Samstag, 19. Mai 2018

Warum Joyce im ›Hades‹-Kapitel den Stil »Inkubismus« nennt? (Fritz Senn [Hg.], [James Joyce], Hades, 1992, S. 259: »Am seltsamsten erscheint wohl ›Incubism‹ als die Technik der Episode. […] Bis jetzt ist eine überzeugende Erklärung dieses Hinweises noch ausgeblieben.« – Na, weil hier das Verfahren der eingeschränkten Perspektive erstmals durchbrochen wird. In allen folgenden Kapiteln kann eine Hauptfigur zwar immer noch Wahrnehmungszentrum sein, muss es aber nicht mehr. Dass dies genau hier geschieht, ist logisch insofern, als es ja unter anderem um einen TOTEN geht. Der Tote kann nicht mehr gut (obwohl er das an anderen Stellen des Buches kurz tut) aus seiner Sicht erzählen; allgemein können im HADES die Toten den Lebenden nicht mehr gut etwas beibringen. Es braucht als gewissermaßen tatsächlich einen Inkubus, der sich an Toten vergeht, um an ihrer Stelle erzählen zu können, Vermittler zu sein.
(Kann sein, dass seit 1992 sonst jemand schon drauf gekommen ist …)

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