»Im Grunde kotzen mich Schriftsteller an, die nicht von der Idee
wegkommen, ein Außenseiter oder Prophet zu sein, und das, was sie als ihre
individuelle Freiheit bezeichnen, gegen die kollektive Freiheit auszuspielen
versuchen, die sich an der Gemeinschaft vergehen.« Tatsächlich ist das Leben eines Schriftstellers nicht
einfach mehr wert, nur weil er schreibt und vielleicht ›ewige Kunstwerte‹ schafft.
Ich habe das an einer Bemerkung eines Freundes letzthin deutlich gespürt: Wenn
er sagt, noch vor zwanzig Jahren sei man Büchern hinterhergerannt, auf dem
Antiquariatsmarkt, heute werde alles ins Netz gestellt, er sehe seinen Beruf
als Antiquar langsam als sinnlos an …, so zeigt das doch deutlich, dass ein
Beruf nicht auf ewige Zeit zwangsläufig zu bestehen braucht. Auch Bücher oder
andere Kunstwerke können damit nicht für eine ›Ewigkeit‹ geplant werden. Ein
Text soll entstehen für die jetzige Zeit und weil es dem Schriftsteller selbst
gefällt, ihn zu schreiben (und hilft damit kurzfristig der gleichen Anzahl Menschen
wie andere Berufe). Also Spiel und direkte Wirkung. Den Klassiker-Status für
einige Jahrhunderte gibt es höchstens gratis obendrauf. (Zu fragen wäre äußerstenfalls
noch: Gibt es eine feste humane Ethik, die Schriftsteller mehr befolgen als andere
Menschen?)
Dies meine
Poetik auf den knackigsten Po gebracht.
Allerdings
wäre eine gewisse Überheblichkeit doch begründbar vom Lesen aus: Ein wahrer
Schriftsteller kann der perfekte Leser sein. Und also deswegen von mehr Nutzen
für die Kunst (für ihre unmittelbare Erhaltung, ihre lange Überlieferung und ihre
mögliche Interpretation). Wie bei der Religion: Nur vom Rezipienten aus macht so
etwas mythisch überhöhbaren Sinn.
All dies schreibt nicht mein wahres Ich.
Mittwoch, 5. Juni 2013
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